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Erreger des Schreckens: Ein superresistentes E-Coli-Bakterium.

Foto: Reuters

Wir Menschen – und das war uns lange Zeit nicht bewusst – bestehen aus mindestens ebenso vielen Bakterien wie Zellen. Trotzdem wird über Bakterien nur dann diskutiert, wenn sie irgendwie unangenehm auffallen: Beim deutschen Ehec-Skandal von 2011 etwa, als 53 Menschen an einer Darminfektion starben – wahrscheinlich, weil sie verseuchte Sprossen aus dem Supermarkt gegessen hatten. Oder beim "Krankenhauskeim" MRSA (Staphylococcus aureus), der immer häufiger Multiresistenzen aufweist.

Multiresistenzen: Das bedeutet, dass immer mehr Bakterien auf immer mehr Antibiotika nicht ansprechen. Am Ende dieses Prozesses steht der "Super-Erreger", ein Keim, der gegen alle antibiotischen Medikamente immun ist.

Diese Situation scheint nun eingetreten zu sein. In einem Spital im US-Bundesstaat Pennsylvania wurde bei einer Frau anlässlich eines Harnwegsinfekts ein E-Coli-Bakterium festgestellt, das eine Superresistenz aufweist. Mit Antibiotika kann dieser Frau also nicht geholfen werden.

Rückkehr zu Vor-Antibiotika-Zeiten

Es steht zu befürchten, dass solche Phänomene um sich greifen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat schon mehrmals vor einer "Rückkehr in Vor-Antibiotika- Zeiten" gewarnt, bei der eigentlich heilbare Krankheiten wie Infektionen oder Schnittverletzungen tödlich sein können.

Doch in Richtung neue Medikamente wurde zuletzt nicht geforscht, der hohen Kosten wegen. Die Bakterien jedoch entwickeln sich munter fort. Eine Resistenz ist aus Sicht eines Bakteriums eine durchaus erwünschte Eigenschaft.

Es gibt mehrere Gründe dafür, warum Resistenzen zunehmen. Da ist einmal der ausufernde Gebrauch von Antibiotika. Obwohl dies per se schädlich ist. Denn das Medikament greift immer auch "gute" Bakterien an und kann so zum Beispiel eine gesunde Darmflora schädigen. Auch die Massentierhaltung mit dem (in Österreich verbotenen) vorbeugenden Einsatz von Antibiotika verstärkt Resistenzentwicklungen.

Doch ist vor allem das Krankenhaus als Ort des Schreckens zu nennen. Wo sich Menschen aufhalten, die wegen Krankheiten oder nach Unfällen geschwächt sind, haben Bakterien leichtes Spiel. Trotzdem gibt es in Österreich kein Meldesystem über Krankheiten oder Todesfälle infolge solcher Keime. Sollten Resistenzen zunehmen – und davon kann ausgegangen werden –, ist das mehr als eine Nachlässigkeit. (Johanna Ruzicka, 27.5.2016)