Emotional, aber ungesund: Hunde tragen Parasiten in sich, die auch den Menschen befallen können.

Foto: iStock

Die Vorstellung ist wie aus einem Horrorfilm: Mikroskopisch kleine Eier, für den Menschen unsichtbar, werden unbemerkt geschluckt und gelangen so in den menschlichen Körper. Dort finden sie den Weg in die Leber, wo sie sich über Jahre vermehren. Oft wird der Befall erst bemerkt, wenn die Larven in Gehirn, Herz oder Lungen geraten und dort bläschenartige Zysten bilden, die das Gewebe zerstören. Erst dann wird eine Diagnose gestellt: Alveoläre Echinokokkose, das ist der Fachbegriff für die Folge einer Infektion mit dem Fuchsbandwurm.

Hundebesitzer, die mit ihren Vierbeinern gerne ausgedehnte Waldspaziergänge unternehmen, haben ein Risiko, weil dort auch Füchse leben. Wer direkten Kontakt mit einem infizierten Tier hat, oder bei Wald- oder Gartenarbeit mit dessen Kot in Berührung kommt, kann die Eier des Parasiten aufnehmen und sich so infizieren. Damit Ärzte die seltene "alveoläre Echinokokkose" richtig erkennen, haben Experten der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) nun eine Ultraschall-Klassifikation für die Leber entwickelt, der ersten Station des Parasiten im menschlichen Körper.

Allerdings: Obwohl der Fuchsbestand – und mit ihm die Verbreitung des Fuchsbandwurms – zunimmt, sind Infektionen beim Menschen selten: 25 bis 40 Neuerkrankungen registrieren die Behörden in Deutschland jährlich. "Selbst wenn wir davon ausgehen, dass nur etwa jede dritte Infektion gemeldet wird, ist die Zahl insgesamt sehr niedrig", sagt Wolfgang Kratzer, Leiter des Sonografiezentrums an der Klinik für Innere Medizin I der Universität Ulm und ergänzt: "Nur wenige Menschen kommen überhaupt mit dem Erreger in Kontakt und von diesen erkrankt auch nicht jeder".

Frühe Diagnose entscheidend

Unbehandelt würden etwa 95 Prozent der Erkrankten sterben. "Die frühe Diagnose ist deshalb so wichtig", betont Kratzer. Genau diese ist allerdings schwierig: Erst nach fünf bis 15 Jahren entwickeln die Patienten Symptome wie Bauchschmerzen oder Gelbsucht und gehen damit zum Arzt.

"Mit einem Serum-Antikörper-Test und einer Ultraschalluntersuchung der Leber ließe sich die Echinokokkose schon deutlich früher nachweisen", erklärt Kratzer. "Da die Krankheit so selten ist, machen Früherkennungsuntersuchungen aber allenfalls Sinn, wenn – wie etwa bei Jägern – ein konkretes Risiko besteht." Der Ulmer Arzt setzt sich dafür ein, das Wissen über die Diagnostik der Echinokokkose zu verbreiten: "Ärzte, die die Leber mittels Ultraschall untersuchen, sollten wissen, wie die typischen Schäden aussehen. Das erhöht die Chancen, dass die Erkrankung als Zufallsbefund zu Tage tritt", so der DEGUM-Experte.

Eine neue Klassifikation, die Kratzer gemeinsam mit Kollegen entwickelt hat, kann dazu beitragen, dass auch weniger erfahrene Mediziner die Auffälligkeiten richtig erkennen. Anhand der Ultraschallaufnahmen von insgesamt 185 Fuchsbandwurm-Patienten hatte das Team die Erscheinungsbilder der Leberläsionen in fünf Gruppen eingeteilt. "Bei 70 Prozent zeigt sich der ‚Hagelschauer-‘ oder ‚Pseudozysitische Typ‘" so Kratzer. Seltener sind die drei anderen Varianten.

Therapeutische Möglichkeiten

Um die Krankheit zu behandeln, entfernen Chirurgen zunächst die Infektionsherde – wenn möglich komplett. Außerdem verordnen die Ärzte Wirkstoffe, die den Stoffwechsel der Parasiten stören.

Wer vorbeugen will, sollte Hund und Katze regelmäßig entwurmen und sich nach dem Kontakt mit den Tieren die Hände waschen. Dies ist auch nach Erdarbeiten im Wald, Garten oder Feld ratsam. Die Gefahr, die von gesammelten Waldbeeren ausgeht, ist indes eher gering. "Die meisten unserer Patienten sind Hundehalter oder Landwirte", berichtet Kratzer. Wer ganz sicher gehen will, sollte gesammelte Waldbeeren gut waschen oder Marmelade daraus kochen: bei 60 Grad Celsius sterben die Eier des Fuchsbandwurms ab. (red, 3.6.2016)