Mariahilfer Straße 56, vor dem Puma-Shop klebt eine Traube Fußballfans vor Absperrbändern, in den Händen die Trikots der Nationalmannschaft. Der Grund für diesen Auflauf sitzt im ersten Stock. Marko Arnautovic bittet mit zusammengedrehtem Man Bun, schwarzer zerrissener Hose, die seine Tattoos freilegt, und grauem T-Shirt seines Sponsors zum Gespräch.

STANDARD: An der Wand hängen jede Menge Trikots. Wie heißen die bei Ihnen? Leiberl oder Trikot?

Marko Arnautovic: Immer Leiberl.

STANDARD: Obwohl Sie in England spielen, bleiben Sie dem "Leiberl" treu?

Arnautovic: Na klar, ich komme ja aus Österreich.

STANDARD: Das Nationaltrikot von Puma gibt's in einer körperbetonten und in einer weiten Variante. Welches tragen Sie?

Arnautovic: Das weitere, in dem fühle ich mich freier. Das andere engt so sehr ein. Da fehlt mir ein bisschen die Luft auf dem Platz. Die meisten aus der Mannschaft bevorzugen auch das weitere Leiberl.

STANDARD: Und die Sieben auf dem Rücken ist Ihr Talisman?

Arnautovic: Die habe ich schon immer getragen, ich fühle mich mit der Sieben einfach wohl. Außerdem ist es im Nationalteam üblich, seine Nummer zu behalten.

Ziemlich beste Freunde: Marko Arnautovic mit Zlatko Junuzovic beim Freundschaftsspiel gegen Malta.
Foto: apa/apf/Makovec

STANDARD: Heben Sie Ihre Trikots eigentlich auf?

Arnautovic: Ich bin nicht der Typ, der Leiberln sammelt, das macht meine Frau für mich. Sie baut so etwas wie ein kleines Museum für mich auf.

STANDARD: Ein Museum? Wo denn?

Arnautovic: Sie trägt einfach alles für mich zusammen, allerdings privat. Wenn wir unser Haus gebaut haben, wird sich das platztechnisch hoffentlich ausgehen.

STANDARD: Würden Sie Ihre Trikots an die Wände hängen?

Arnautovic: Bei mir bleiben die Wände weiß.

STANDARD: Wie sähe denn ein Trikot aus, wenn Sie es designen würden?

Arnautovic: Das habe ich den Puma-Verantwortlichen schon versucht zu erzählen. Jetzt sehen sie halt aus, wie sie aussehen.

STANDARD: Die neuen Trikots und Schuhe gefallen Ihnen nicht?

Arnautovic: Ich habe mir das vom Stoff her etwas anders vorgestellt, eher als Webstoff mit einem Zipp, einem großen Kragen und einer Kapuze. Die Hose sollte einen engen Bund haben, die Hosenabschlüsse auch. (Arnautovic nestelt an seinen Beinen herum, um den Sitz "seiner" Designs zu verdeutlichen.)

Marko Arnautovic bei der Ankunft in Avignon am Mittwoch. Man beachte den Gürtel: Er ist von Hermès.
Foto: apa/jaeger

STANDARD: Sie haben ziemlich genaue Vorstellungen davon, was Sie tragen wollen. Sie hätten also gerne ins Design eingegriffen?

Arnautovic: Na ja, ich hab das Puma vorgeschlagen, aber keine Rückmeldung bekommen. ("Nächstes Mal", grinst ein PR-Mann von Puma im Hintergrund.)

STANDARD: Wann haben Sie das letzte Mal selbst ein Trikot gewaschen?

Arnautovic: Das habe ich noch nie gemacht. Als Kind hat das meine Mutter übernommen, heute der Verein.

Immer schön locker bleiben: Arnautovic mit Teamkollegen beim Training in Mallemort am Donnerstag.
Foto: apa/afp/Schwarz

STANDARD: Würden Sie Ihr Trikot auch auf der Straße tragen?

Arnautovic: Nie im Leben!

STANDARD: Müssen Fußballschuhe eingelaufen werden?

Arnautovic: Meine Schuhe wurden angefertigt, ein Spezialist hat meinen Fuß eingescannt, dann den Schuh angepasst. Würde ich in eines dieser Serienmodelle hineinsteigen, dann hätte ich sofort dicke Blasen.

STANDARD: Eine neue Fußballregel besagt, dass die Unterhosen dieselbe Farbe haben müssen wie das Darüber. Schon gehört?

Arnautovic: Ich behalte die Unterhosen, die ich jetzt trage, auch in Zukunft an.

STANDARD: Wie bitte, Sie nehmen die neuen Unterhosen-Regeln nicht ernst?

Arnautovic: Na jaaa, das wird schon in den Regeln stehen. Aber ich glaube, es geht weniger um echte Unterhosen als die Radlerhosen, die unter den Fußballshorts getragen werden. Also nur halb so wild.

STANDARD: Verbringen Sie die meiste Zeit im Leiberl, in der Jogginghose oder in Jeans?

Arnautovic: In der Jogginghose. Bei mir zu Hause stehen sicher drei Kisten mit Sachen meines Sponsors, alles nur Jogginganzüge und Pullover. Nur wenn ich rausgehe mit meiner Frau oder ein Event besuche, dann ziehe ich etwas Schickeres an.

STANDARD: Ihre Frau mag Sie also auch im Jogginganzug ...

Arnautovic: ... meine Frau liebt mich im Jogginganzug!

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So hat ihn auch seine Frau gern: Arnautovic beim Training im Ernst-Happel-Stadion im März 2016.
Foto: reuters/foeger

STANDARD: Wie viele Trikots, Schuhe, Stutzen besitzen Sie so ungefähr als Profifußballer?

Arnautovic: Ehrlich gesagt: keine Ahnung. Da müssten Sie meine Frau anrufen.

STANDARD: Ihre Frau weiß wohl recht gut Bescheid?

Arnautovic: Ja, über das meiste zumindest. Ich kann mich ja auch nicht um alles kümmern, ich muss Fußball spielen.

STANDARD: Sie kaufen Ihre Kleidung also nicht selbst ein?

Arnautovic: Oh doch! Mein Style ist mir schon wichtig. Ich versuche auch, meine Frau zu stylen. Wenn es um Hosen, T-Shirts, Blazer und Jacken geht, probiere ich ihr zu helfen – sie liebt meinen Geschmack. Wenn es um Abendkleider oder Unterwäsche geht, kenne ich mich nicht aus.

STANDARD: Wie würden Sie denn Ihren Style beschreiben?

Arnautovic: Ich mag "Black Fashion", ich mag es grau und schwarz, ausgeleierte und kaputte T-Shirts dazu, lange Jeans- und Lederjacken, aber alles im normalen Bereich – ich will ja nicht wie ein Rocker aussehen.

STANDARD: Ist Ihr Man Bun die perfekte Fußballfrisur?

Arnautovic: Einerseits habe ich die Saison mit der Frisur ja schon ganz gut absolviert, ich hoffe, das läuft bei der Europameisterschaft ähnlich. Ein bisschen geht mir das Waschen, Bürsten, Pflegen aber schon auf die Nerven.

STANDARD: Schneiden Sie die Haare ab, wenn die Nationalmannschaft erfolgreich spielt?

Arnautovic: Nein, dann bleiben sie. Sollte ich sie abschneiden, hat das nichts mit der Leistung auf dem Platz zu tun. (Anne Feldkamp, RONDO, 9.6.2016)

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Gekampelt und geschleckt: Arnautovic, du hast die Haare schön!
Foto: Reuters/Recine