Peter Jonas war 2010 der erste Neurowissenschafter am IST Austria – nach ISTA-Chef Thomas Henzinger ist er nun der zweite Wittgenstein-Preisträger des Instituts.

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Wien – Ein Neurowissenschafter hat Österreichs renommierteste Auszeichnung für Wissenschafter, den Wittgenstein-Preis, gewonnen: Peter Jonas (55), geboren in Darmstadt in Deutschland, forscht seit 2010 am IST Austria in Klosterneuburg. Erst kürzlich wurde Jonas, der vor seiner aktuellen Stelle an der TU München und an der Uni Freiburg tätig war, zum zweiten Mal ein Advanced Grant des Europäischen Forschungsrats (European Research Council, ERC) zugesprochen, der mit einer Fördersumme von bis zu 2,5 Millionen Euro höchstdotierte Preis des ERC.

Der Wissenschafter wird mit diesem Geld die biophysikalische Wirkung von Synapsen, den Schaltstellen zwischen Neuronen, und ihren Einfluss auf höhere Hirnfunktionen analysieren. Sein Untersuchungsobjekt ist die sogenannte Moosfaser-Synapse im Hippocampus; sie sitzt inmitten eines Schaltkreises, der Funktionen für das Gedächtnis innehat.

Der mit 1,5 Millionen Euro dotierte Wittgenstein-Preis des Wissenschaftsfonds FWF wird ad personam nach Juryentscheidung vergeben. Der Preisträger muss das Geld aber für Wissenschaft und Forschung ausgeben. Jonas, der auch schon 2010 einen Advanced Grant gewonnen hatte, will mit mit den Mitteln das Wissen über synaptische Signalübertragung weiter vertiefen.

Zu erforschen gibt es in den Neurowissenschaften noch jede Menge, sagt Jonas im Gespräch mit dem STANDARD: "Wir stehen immer noch am Anfang. Als ich mit meinen eigenen Forschungen begann, erklärte man die 1990er-Jahre gerade zur Dekade des Gehirns. Heute entstehen durch neue Erkenntnisse in den Neurowissenschaften immer noch mehr neue Fragen."

Zahlreiche Lorbeeren

Jonas ist Träger zahlreicher Auszeichnungen, unter anderem wurde er 2006 mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ausgezeichnet und ist Mitglied der deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und der Academia Europaea. Seit 2016 ist er Mitherausgeber des Fachjournals "Neuron".

Sein Studium der Humanmedizin an der Universität Gießen schloss Jonas 1990 ab. Während seiner Zeit am Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung in Heidelberg habilitierte er sich 1992 an der dortigen Universität. Über weitere Stationen an der Technischen Universität München und der Universität Freiburg, wo er das physiologische Institut leitete, kam Jonas schließlich 2010 ans IST Austria. Für das erst 2009 gegründete Institut ist es bereits der zweite Wittgenstein-Preisträger: 2012 teilte sich der Informatiker und IST Austria-Präsident Thomas Henzinger die Auszeichnung mit dem Solarzellen-Pionier Serdar Sariciftci von der Universität Linz.

Sechs Start-Preise

Die Wittgenstein-Jury vergibt alljährlich auch Start-Preise, Preise für exzellente Projekte junger Wissenschafter, die mit bis zu 1,2 Millionen Euro unterstützt werden. In den vergangenen Jahren waren das jeweils acht bis neun Preisträger, heuer sind es aus budgetären Gründen nur sechs.

Diese repräsentieren aber Stärkefelder der österreichischen Grundlagenforschung: Der Genetiker Christopher Campell, Gruppenleiter an den Max F. Perutz Labs in Wien, der Archäologe Felix Höflmayer vom Institut für Orientalische und Europäische Archäologie der Akademie der Wissenschaften, die Quantenphysiker Nikolai Kiesel von der Uni Wien und Tracy Northup von der Uni Innsbruck sowie die Mathematiker Michael Eichmair und Harald Grobner, beide von der Universität Wien, erhalten diese Auszeichnung. (Peter Illetschko, tasch, APA, 13.6.2016)