BlewIt will Männern beibringen, Masturbation zu "genießen".

Foto: BlewIt

Was die gesellschaftliche Akzeptanz der Selbstbefriedigung betrifft, gibt es nach wie vor große Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Während ein überwiegender Teil der Männer masturbiert, wird darüber keine seriöse Debatte geführt. Demgegenüber steht die Selbstbefriedigung von Frauen, die – etwa in feministischen Strömungen – aktiv enttabuisiert und zu einem Gesundheits- und Lifestyle-Thema erhoben wird. Beide Geschlechter kämpfen also auf unterschiedliche Art und Weise mit Stigmas und Verschwiegenheit, was Selbstbefriedigung betrifft.

Imageprobleme

Bei Sexspielzeug für Frauen hat sich einiges getan: Der Dildo oder Vibrator in der Schublade des Nachttischkästchens ist keine Seltenheit mehr, in den USA werden diese Geräte durchaus auch in Drogerien und Supermärkten verkauft. Bei den Männern schaut das anders aus. Das kann unterschiedliche Gründe haben: Manche meinen, dass die Physis des Mannes Sexspielzeug zu keinem Muss macht. Andere denken wiederum, dass erotische Gadgets für den Mann zu obszön aussehen, da sie in ihrem Aussehen an Vaginas oder andere Körperöffnungen erinnern. Sexspielzeug für Männer hat jedenfalls ein Imageproblem.

Schnell, schneller, Masturbation

Fakt ist allerdings auch, dass der Akt der männlichen Selbstbefriedigung nicht allzu lang dauert. Die Pornhub-Statistik weist etwa für Österreich eine Aufenthaltszeit von 8:57 Minuten aus. Zu dieser Zeit muss man noch das Auswählen des Clips dazurechnen, "netto" dauert die Masturbation also noch kürzer. Neue Start-ups wollen nun dagegen ankämpfen, dass Männer Selbstbefriedigung "schnell erledigen". Mann soll sich etwas gönnen. Als Vorreiter gilt "BlewIt", das zum Apple der Masturbation werden will.

BLEWIT

Von seiner Funktionsweise erinnert Blewit an Fleshlight, den Platzhirsch unter künstlichen Vaginas. Doch während Fleshlight optisch recht eindeutig ist, setzt Blewit auf Minimalismus à la Apple. Es handelt sich um ein blaues, pyramidales Ding; das auf den ersten Blick nicht als Sexspielzeug erkennbar ist. Das Gerät wird denn auch als "Genusstraining" vermarktet. BlewIt bietet ein "ergonomisches Design", soll einfach zu reinigen sein und "nicht rutschen". Investitionen für die erste Produktionsrunde waren über Indiegogo-Crowdfunding gesammelt worden.

Körper kennenlernen

Männer sollen durch BlewIt mehr über ihre Geschlechtsorgane lernen und dadurch sexuell potenter werden und Erfüllung finden. Denn BlewIt-Erfinder CT Schenk glaubt, dass Männer durch Pornokonsum abgestumpft sind und auch beim Sexakt nur mehr auf "Erledigen und Abhaken" aus sind. Probleme wie zu schnelle Ejakulation oder erektile Dysfunktion sollen durch Training mit dem Sexspielzeug der Vergangenheit angehören.

Von Ringen und Öffnungen

BlewIt ist nicht der einzige Hersteller, der Hoffnungen in den vermeintlichen Wachstumsmarkt der Sexspielzeuge für Männer setzt. Sehr ähnlich ist das Konzept von "Tenga", das eine ganze Reihe an "Masturbation-Cups" und Körperöffnungen simulierende Gadgets wie den "Flip" anbietet. Der Hersteller rühmt sich vor allem damit, auf neueste Verarbeitungstechnologien zu setzen. Außerdem konnten (mehr oder weniger bekannte) Berühmtheiten als Testimonials gewonnen werden, etwa Comedians und BMX-Profis.

Ganz ähnlich ist "Lelo" zu sehen, dessen "Ora"-Ring die orale Befriedigung simuliert. Ob es diese Angebote wirklich in Supermärkte und Drogerien schaffen, ist fraglich. Eines ist jedoch klar, wie The Verge analysiert: "Wenn uns der Imagewandel von Sexspielzeugen für Frauen etwas gezeigt hat, dann, dass die Ergebnisse des Kampfes die Überwindung der Hürden wert ist." (fsc, 17.7.2016)