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Horst Pirker übernimmt die 75 Prozent von Bertelsmann Österreich / Gruner+Jahr an der Verlagsgruppe News Beteiligungsgesellschaft.

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Wien – Der österreichische Medienmanager Horst Pirker (56), seit 2014 Geschäftsführer der News-Gruppe, wird laut Unternehmensinfo vom Montag Mehrheitseigentümer der Verlagsgruppe News. Am Montag haben Pirker und der deutsche Magazinriese Gruner+Jahr, eine Bertelsmann-Tochter, den Kaufvertrag unterzeichnet. Über einen Kaufpreis schweigen beide Seiten.

Pirker führt den marktbeherrschenden Magazinkonzern seit Juni 2014. Seither arbeitet er an Neupositionierung und wirtschaftlicher Sanierung. Er stellte 2015 das Societymagazin "First" ein, positionierte "News" mit neuem Team am Samstag, legte die Wirtschaftsmagazine "Format" und "Trend" unter der Marke "Trend" zusammen. Auflagen, Reichweiten und Werbeeinnahmen wesentlicher Titel stabilisierten sich oder gingen nach oben.

Aufwärts im März

Seit 2012 knickten die Ergebnisse der Verlagsgruppe ein. 2014 und 2015 schloss sie operativ mit minus 5,4 Millionen Euro ab. 2015 kamen dazu noch vier Millionen an Rückstellungen, womit unter dem Strich mehr als neun Millionen Minus stehen dürften. Seit März 2016 sollen die Ergebnisse nach Informationen aus dem News-Beirat positiv sein, mit im Schnitt rund 400.000 Euro Plus.

Die Verlagsgruppe News selbst setzte 2014 und 2015 jeweils rund 89 Millionen um. Zusammen mit Töchtern und Schwesterunternehmen wie News Networld, "Trend" und Top Media dürfte die Gruppe rund 100 Millionen umsetzen.

Gesellschafterzuschuss zum Abschied

Pirker übernimmt (nach ersten Angaben über eine Firma in seinem Alleineigentum) die 75 Prozent von Bertelsmann Österreich / Gruner+Jahr an der Verlagsgruppe News Beteiligungsgesellschaft; die übrigen 25 Prozent dort halten die Fellners. Der Beteiligungsgesellschaft gehören 74,7 Prozent an der Verlagsgruppe News, an der wiederum der "Kurier" mit 25,3 Prozent beteiligt ist. Durchgerechnet gehören hier den Fellners 18,675 Prozent und 56,025 Prozent Gruner+Jahr/Bertelsmann beziehungsweise künftig Pirker.

Die deutschen Mehrheitseigentümer haben der österreichischen Magazingruppe zuletzt nach STANDARD-Infos noch mehr als 15 Millionen Euro Gesellschafterzuschuss gewährt.

Scheibchenweise Abschied vom Ausland

Der deutsche Magazinriese trennte sich in den vergangenen Jahren nach und nach von Auslandsbeteiligungen: Gruner+Jahr verabschiedete sich bereits 2013 aus Polen, Serbien und Slowenien; 2014 aus Kroatien und Indien, auch China war da Ausstiegsthema; 2015 war Italien dran. 2014 ließ Gruner+Jahr noch verlauten, man konzentriere sich neben Deutschland auf die Auslandsmärkte Frankreich, Spanien (auch oft hinterfragt) und Österreich.

Auch für Österreich wurden in den vergangenen Monaten und Jahren immer wieder Ausstiegsszenarien kolportiert, meist mit den News-Gründern als potenzielle Rückkäufer: Wolfgang und Helmuth Fellner betreiben inzwischen die Mediengruppe um die Tageszeitung "Österreich" samt einigen Magazinen. Da ließen sich einige Synergien finden, und jedenfalls die stärkeren unter den News-Titeln wären dort wohl willkommen.

Fellner, so und so

Wolfgang Fellner verneinte über die Jahre immer wieder Interesse an einer Übernahme der Verlagsgruppe News. Bei den bisherigen deutschen Mehrheitseigentümern soll man ihn freilich zumindest in dieser Frage anders erlebt haben.

Styria, Red Bull, Saubermacher, News

Die Bertelsmänner entschieden sich nun allerdings für einen anderen, der die News-Gruppe nach ihrem Ausstieg (wohl mit weiteren Strukturmaßnahmen, aber vorerst allen Titeln) weiterzuführen verspricht: Horst Pirker, vor seinem News-Engagement lange Vorstandschef der Styria Media Group ("Kleine Zeitung", "Die Presse", willhaben.at). Danach führte er das Red Bull Media House und den Grazer Entsorgungsriesen Saubermacher AG.

Schon als Styria-Vorstandschef dachte Pirker über eine Zukunft als Unternehmer (abseits seiner Immobiliengeschäfte) nach. Seine 2013 gegründete kleine Zeitschriftenholding Medecco ("Parnass", "Architektur aktuell") führt inzwischen Pirkers Sohn Georg. Horst Pirker wird nun laut Info vom Montag Mehrheitseigentümer der weitaus größten Magazingruppe Österreichs.

Mit Gruner+Jahr will Pirker weiterhin kooperieren, womöglich "noch enger", hieß es: "News" übernimmt schon Storys des "Stern", künftig könnte auch der "Stern" "News"-Geschichten bringen. Vertriebspartner der Verlagsgruppe News bleibt die Gruner-Tochter DPV. (Harald Fidler, 20.6.2016)