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Werkzeuggebrauch hat bei den Kapuzineraffen lange Tradition.

Foto: REUTERS/Yves Herman

Oxford/Wien – Es ist mittlerweile auch schon wieder über 50 Jahre her, dass die britische Primatologin Jane Goodall erstmals Werkzeuggebrauch bei Schimpansen in freier Wildbahn dokumentierte: Das erste Beispiel war der Einsatz von Stöcken, um Termiten zu angeln. Außerdem fand sie heraus, dass die Menschenaffen Steine als Hammer und Amboss verwendeten, um damit Nüsse und andere hartschalige Früchte zu knacken.

Mittlerweile ist der Gebrauch von Werkzeugen bei verschiedenen Tierarten belegt, längst nicht nur bei Menschenaffen: Auch bestimmte Vogelarten greifen mit ihren Schnäbeln zu Ästen, Seeotter legen sich Steine auf den Bauch, um rückenschwimmend Muscheln zu öffnen, Elefanten verwenden Zweige, um lästige Insekten zu verscheuchen.

University of Oxford

Besonders geschickt in der Verwendung von Werkzeug sind Kapuzineraffen in Brasilien. So ist seit einigen Jahren bekannt, dass sie Steine benützen, um mit deren Hilfe Wurzeln im Erdreich freizulegen. Sie verwenden außerdem Zweige, um in Astlöchern nach Insekten, Wasser oder Honig zu stochern. Und zum Nussknacken verwenden Rückenstreifen-Kapuziner ebenfalls Steine.

Forscher um Michael Haslam, die bereits bei verschiedenen Primatenarten Werkzeuggebrauch erforschten, versuchten nun im Fachblatt "Current Biology" zu rekonstruieren, seit wann die Primaten diese von Generation zur Generation weitergegebene Kulturtechnik verwenden. Dafür kam ihnen zupass, dass die Tiere ihr Werkzeug an die gleichen Orte zurücklegen, bevorzugt neben die Stämme von Cashewbäumen, deren Früchte sie knacken.

Laut ihren archäologischen Untersuchungen dürfte der Gebrauch von Steinwerkzeug bei den Kapuzineraffen mindestens 700 Jahre alt sein, womöglich aber noch viel älter, berichten die Wissenschafter. Zum Vergleich: Makaken in Thailand haben vermutlich erst im Laufe des 20. Jahrhunderts gelernt, mit Steinen Nüsse, und Muscheln aufzuschlagen. (Klaus Taschwer, 12.7.2016)