Adipöse Männern haben ein höher Risiko frühzeitig zu versterben als von der Krankheit betroffene Frauen.

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London – Weltweit haben 1,3 Milliarden Menschen Übergewicht, weitere 600 Millionen Personen sind adipös. Einer Analyse der Daten von 3,9 Millionen Menschen zufolge ist Adipositas der zweitgrößte Risikofaktor für einen frühzeitigen Tod – nach dem Rauchen. Das geht aus einer Meta-Studie hervor, die jetzt im Fachjournal "Lancet" veröffentlicht wurde.

Die Wissenschafter unter Emanuele Di Angelantonio von der Universität Cambridge und Richard Peto von der Universität Oxford haben den Einfluss des Körpergewichts auf das Sterberisiko anhand der Daten von 3,9 Millionen Menschen aus 239 bereits vorhandenen wissenschaftlichen Untersuchungen zu diesem Thema analysiert.

Ursprünglich lagen den Forschern die Patientendaten von 10,6 Millionen Menschen vor, die zwischen 1970 und 2015 für diverse Einzelstudien erhoben worden waren. Die Forscher sortierten aus diesem Datensatz jene Patienten aus, deren vorzeitiges Ableben eine andere Ursachen gehabt haben könnte als ihr Übergewicht – etwa Raucher oder Menschen mit chronischen Krankheiten.

Extreme Adipositas verkürzt das Leben um zehn Jahre

Übrig blieben die Daten von knapp vier Millionen Menschen aus vier Kontinenten, die schließlich in der Meta-Analyse berücksichtigt wurden. In Europa sind 20 Prozent der Erwachsenen von Adipositas betroffen (BMI größer als 30), in Nordamerika 30 Prozent. Der gesundheitliche Effekt: "Menschen mit einfachem Übergewicht büßten im Mittel ein Jahr an Lebenserwartung ein, bei Menschen mit moderater Adipositas waren es drei Jahre, bei solchen mit starker Adipositas zehn Jahre", resümieren die Autoren.

Darüber hinaus steigt bei Männern mit Adipositas das Mortalitätsrisiko stärker an als bei Frauen. Das dürfte darauf zurückzuführen, dass sie mit Übergewicht und Adipositas leichter eine Insulinresistenz und damit Diabetes entwickeln. Bei Adipositas war der Effekt dramatisch: Männer mit Normalgewicht haben ein Sterberisiko im Alter unter 70 Jahren von 19 Prozent, Frauen eines von elf Prozent. Bei moderater Adipositas steigt das Mortalitätsrisiko bei Männern auf 29,5 und bei Frauen auf 14,6 Prozent.

Normalgewichtiger Effekt

Insgesamt zeigte die Kurve mit zunehmenden Übergewicht eine gleichmäßig ansteigende Übersterblichkeit ohne eine sprunghafte Entwicklung. Das untersuchte Kollektiv von 3,9 Millionen Menschen im Alter zwischen 20 und 90 Jahren bestand zu 69 Prozent aus Frauen. Es wurden 386.000 Todesfälle registriert. Die Wissenschafter gehen davon aus, dass Normalgewicht in Europa einen von sieben und in Nordamerika einen von fünf Todesfällen verhindern würde. (APA, red, 14.7.2016)