Im Laufe eines Bergsteigerlebens gibt es Phasen, da ist man wirklich gut drauf, hat brav trainiert und das Hüftgold reduziert. Dann darf man sich auch höhere Berge mit längeren Anstiegen zutrauen. Fünf Stunden dauert es etwa, bis man auf dem Maresenspitz (manchmal auch: die Maresenspitze, 2916 m) oberhalb von Mallnitz in Oberkärnten steht.

Fünf Stunden dauert es, bis man auf dem Gipfel des Maresenspitz jubeln kann.
Foto: Uwe Grinzinger

Der Lohn der Mühen: wohltuende Stille unterwegs und auf dem Gipfel. Denn die Massen übersehen den Gerade-nicht-Dreitausender verlässlich, wenden sich lieber den berühmten Nachbarn Ankogel, Hochalmspitze und Säuleck zu. Gut so. Sollen sie sich dort gegenseitig auf die Zehen steigen, während wir die phänomenale Gipfelschau vom Maresenspitz in aller Ruhe genießen!

Der Vorgipfel des Auernig ist bekannt für seine Blumenvielfalt.
Foto: Uwe Grinzinger

Gleichgesinnte trifft man auf dieser Bergtour am ehesten auf dem Vorderen Auernig, dem berühmten Blumenberg von Mallnitz und südwestlichen Eckpunkt des Maresenspitzes. Nur wenige nehmen ab hier den anspruchsvolleren Weiterweg zum Maresenspitz in Angriff.

Gewürzt mit Kletterpassagen

Auf dieser Route wartet am Felskopf der "Kleinen Maresen" ein erster Prüfstein: ein zwar kurzer, aber steiler und etwas ausgesetzter Abstieg mit ungesicherten Kletterstellen. Auf dem Vorgipfel (2873 m) dünnt sich das Anwärterfeld dann noch einmal aus. Denn der Grat zum Hauptgipfel ist gewürzt mit einigen leichten, aber luftigen Kletterpassagen. Wie auf der gesamten Tour finden sich auch hier keinerlei Sicherungen. Wer nicht absolut trittsicher und schwindelfrei ist, sollte es daher spätestens am Vorgipfel gut sein lassen und umkehren – die Tour ist auch bis dorthin lohnend.

Auf dem steilen Weg nach oben wird man von Murmeltieren ausgepfiffen.
Foto: Uwe Grinzinger

Wir starten beim Parkplatz hinter der Wolligger Hütte (1576 m), die wir auf einer zuletzt ruppigen Schotterstraße erreichen (Zufahrt für Gäste gestattet). Wer mit seinem Auto zimperlich umgeht, parkt weiter unten beim Gehöft Döllnig oder nimmt einfach den Nationalpark-Wanderbus bis zur Wolligger Hütte.

Schon bald ein Gipfelkreuz

Vom Parkplatz folgen wir den Markierungen Richtung Auernig, passieren die Hütten auf der Rosskopfalm (1682 m) und steigen später durch lichten Wald und über Almwiesen bis auf gut 1900 Meter an. Dort knickt der Weg markant nach links ab, quert die Südostflanke des Vorderen Auernigs und erreicht über den Südwestgrat dessen großes Gipfelkreuz (2130 m).

Auf einem schmalen Flanken steigerl geht es weiter zu den schroffen Törlköpfen, zwischen beiden hindurch und mit nur wenig Höhengewinn zu einem weiteren Felskopf. Links an diesem vorbei und, beharrlich ausgepfiffen von der großen Murmeltierkolonie, hinauf auf einen Rücken. Diesen kurz nach Norden ansteigen, dann nach rechts hinausqueren (Metallmarkierungsstangen) und in eine Scharte am Hauptgrat hinauf.

Allein auf dem nicht ganz 3000 Meter hohen Maresenspitz zu stehen, ist nicht ungewöhnlich.
Foto: Uwe Grinzinger

Wir überschreiten danach die Kleine Maresen (2531 m) und klettern jenseits steil in eine weitere Scharte ab (Schwierigkeitsgrad I). Auf der anschließenden Blockflanke achten wir gut auf die nun spärlich-blassen Markierungen und gelangen so auf den Vorgipfel (2873 m, kleines Holzkreuz).

Nun in stetigem Auf und Ab, immer den Markierungen folgend, auf dem teilweise ausgesetzten Grat (Kletterei im Schwierigkeitsgrad I) zum Hauptgipfel mit Gipfelbuch. Der Abstieg erfolgt auf dem Aufstiegsweg. (Uwe Grinzinger, 16.7.2016)