Hinter den Türen von Google wird neben Android und Chrome OS noch an einem dritten Betriebssystem entwickelt.

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Mit Android und Chrome OS arbeitet Google derzeit parallel an zwei Betriebssystemen, die eines gemeinsam haben: Beide setzen sie auf einen Linux-Kern. Nun hat OSNews allerdings noch ein drittes Betriebssystem von Google aufgespürt – und dies hat einige Überraschungen parat.

Fuchsia

Unter dem Codenamen Fuchsia arbeitet Google derzeit an einem von Grund auf neu entwickelten Betriebssystem. Dass dieses Projekt an die Öffentlichkeit gelangt, hat einen simplen Grund: Google entwickelt die Software als Open Source und hat den aktuellen Stand des Source-Codes bereits über die eigenen Server veröffentlicht.

Eine offizielle Ankündigung von Google gibt es bislang nicht, insofern lässt sich über die Motivation nur spekulieren. Damit bleibt vorerst offen, für welche Einsatzgebiete Google "Fuchsia" vorsieht, oder ob es sich dabei überhaupt nur um ein Forschungsprojekt handelt.

Bekannte Namen

Ein Thread bei Hacker News, an dem sich auch einige Google-Entwickler beteiligen, feuert jedenfalls zusätzliche Spekulationen an. Denn wie sich herausstellt, sind einige bekannte Betriebssystementwickler an dem Projekt beteiligt, die zuvor unter anderem an der Basis von Betriebssystemen wie BeOS, webOS, iOS und natürlich auch Android gearbeitet haben.

Spurensuche

Im Source Code von Google finden sich noch einige weitere Spuren zum Aufbau des Systems. So wird im Rahmen von Fuchsia an zwei unterschiedlichen Betriebssystemkernen gearbeitet. Während LK für Embedded-Systeme – also dort wo minimaler Ressourcenverbrauch wichtig ist – entwickelt wird, bietet Magenta ein deutlich umfangreicheres Funktionsset und ist demnach für Smartphones und PCs gedacht. Dabei basiert Magenta auf LK, erweitert dieses aber unter anderem um das Konzept eines User Modes oder auch ein Objektsystem.

Für das User-Interface will Fuchsia offenbar auf Flutter setzen, ein anderes Open Source-Projekt, dessen Entwickler Google 2013 übernommen hat. Ursprünglich war dies dazu gedacht, die plattformübergreifende Entwicklung von Apps für Android und iOS zu erleichtern. Geschrieben ist Flutter in Dart – und damit in einer ebenfalls maßgeblich von Google entwickelten Open-Source-Programmiersprache. Überhaupt soll Dart die bevorzugte Sprache zur Anwendungsentwicklung unter Fuchsia sein.

Escher

Interessant ist auch ein Projekt namens Escher, das demnach das Rendering der Oberfläche übernehmen soll, und dabei sowohl auf OpenGL als auch Vulkan als Grafik-API aufsetzen kann. Dieses scheint unter anderem auf das effiziente Berechnen von Licht- und Schatteneffekten optimiert zu sein, was wiederum einige zu der Spekulation veranlasst, dass Google dies mit dem Blick auf Material Design entwickelt, das solche Effekte für die Grafikdarstellung nutzt.

Angesichts all dieser Informationen klingt es, als wäre Fuchsia zumindest vom Grundaufbau her bereits recht weit gediehen. Darauf deutet auch hin, dass es unter dem Namen Mojo bereits ein eigenes Anwendungs-Framework gibt, das Bindings für andere Sprachen wie Go, Java, Javascript, Python und Rust bietet. Es darf also mit Spannung erwartet werden, wann sich Google erstmals öffentlich zu Fuchsia äußert – und wo man dessen Zukunft sieht. (Andreas Proschofsky, 12.8.2016)