Foto: No Man's Sky

Unendliche, computergenerierte Weiten, ein ganzes Universum zum Entdecken, offenes Gameplay für Weltraum-Händler genauso wie für Space-Piraten: Bei dieser Feature-Liste waren die Erwartungen an "No Man's Sky" riesig. Nicht zuletzt aufgrund der zahlreichen Demos und visionären Ankündigungen seitens des charismatischen Chefentwicklers Sean Murray und der Marketingkünste seitens Mit-Herausgeber Sony. Doch schon das Konzept allein, fast schon revolutionär, war allein spannend genug, um das Interesse der Spielerschaft und der Medien über fast drei Jahre, von der Erstvorstellung bis zur Veröffentlichung Anfang vergangenen August, in die Höhe zu treiben.

Und wenngleich "No Man's Sky" auch in seiner Release-Fassung in vieler Hinsicht ein außergewöhnliches Spiel ist, das Hunderttausende begeistert, hat sich diese schier endlose Vorfreude nun bei zahlreichen Spielern in enormer Enttäuschung entladen. Es sei nicht das Spiel, das sie sich erwartet hatten.

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Reise ins Nichts

Das mag zum Teil mit überzogenen, und gewiss von Herstellerversprechungen und Hochglanz-Trailern geschürten Erwartungen an einen relativ kleinen Indie-Entwickler zu tun haben. Mindestens in gleichem Maße hat dies den zahlreichen Testern und Nutzerrezensionen zufolge auch mit den zwar solide funktionierenden, aber noch recht rudimentären Spielmechaniken, monotonen Aufgaben und dem Fehlen einer spannender Missionen zu tun. Das Spieluniversum kann ebenso endlos aufregend, wie endlos langweilig sein. Und selbst das propagierte Ziel, das Zentrum des Universums zu erreichen, scheint eine Vielzahl an Spielern bei deren Ankunft letztendlich zu ernüchtern.

"Wenige Spiele in jüngster Vergangenheit waren so offen gegenüber metaphorischer Interpretationen wie 'No Man's Sky', so düster manche dieser Interpretationen sein mögen. Du bist allein, ohne Stimme, ohne Körper, treibst herum in einem endlosen Copy-Paste-Universum. Du wirst nur dann Frieden finden, wenn du akzeptierst, dass du niemals das finden wirst, wonach du suchst", formuliert es Kotaku-Autor Kirk Hamilton in seiner Rezension treffend.

Technischer Ärger

Abseits verpixelter Sinnbilder über den Unsinn des Lebens und die Unzufriedenheit als Triebfeder des Menschen, sorgt "No Man's Sky" auch ganz banal für Ärger und Kopfzerbrechen. Sowohl die PC- als auch die PS4-Version des Spiels wurden zu Beginn trotz mehrfacher Release-Verschiebung und umfassenden Day-One-Update von massiven technischen Problemen gebeutelt. Spieler beklagten regelmäßige Abstürze und kuriose Bugs. Entwickler Hello Games musste umgehend reagieren und jagte einen Patch nach dem anderen heraus, um bis heute eigenen Angaben zufolge immerhin 90 Prozent der bekannten Absturz-Fehler zu bereinigen.

Video: So spielt sich "No Man's Sky". Eine Einführung ins Raumfahrerleben.
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Unendlichkeit der Mängel

Doch es wird wohl noch reichlich Updates benötigen, bis die Masse an unzufriedenen Spielern besänftigt ist. Ein besonders akribischer Reddit-User namens Cymen90 hat sich die Arbeit angetan, um jedes noch so kleine, versprochene Feature aufzulisten, das in Aussagen der Entwickler und in Werbevideos versprochen oder angedeutet wurde, aber derzeit noch fehlt. Und darüber hinaus darf man gespannt sein, welche erhofften Schlösser Sean Murrays Team noch in diesem gigantischen Sandkasten bauen werden kann. Vom kompetitiven Multiplayer angefangen bis zur Errichtung von Raumstationen.

Bis dahin bleibt "No Man's Sky" das Spiel, in dem es unendlich viel zu suchen gibt, nur den Sinn dahinter nicht. Vielleicht auch ein Grund, nicht länger zu bleiben. (Zsolt Wilhelm, 25.8.2016)