Angeschwemmter und produzierter Müll türmt sich auf der Deponie.

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Die Osterinsel ist bekannt für die Moai, monumentale Steinskulpturen.

Hanga Roa – Jeden Freitag startet ein Frachtflugzeug der Gesellschaft LAN Cargo von der Osterinsel Richtung Chile. Im Frachtraum: drei Tonnen Karton. An jedem ersten Donnerstag im Monat nimmt die Maschine gratis zwei Tonnen Plastik mit, an jedem letzten Donnerstag im Monat ebenso viel Aluminium. Doch das ist nur ein Bruchteil der Abfälle, die sich auf der Insel mit den geheimnisvollen Moai-Statuen anhäufen.

Auf der Insel sammelt sich nicht nur der Müll von 6.500 Einwohnern und immer mehr Touristen – im vergangenen Jahr waren es 95.000 Besucher. Täglich werden auch Abfälle aus dem gigantischen Plastikmüllstrudel, der sich im Pazifik dreht, an die Strände geschwemmt.

Eine nachhaltige, umweltverträgliche Entsorgung ist schwierig auf dem Eiland, das 3.700 Kilometer vom chilenischen Festland entfernt im Südpazifik liegt. Nach Angaben von Varoia Ike sortieren lediglich 30 bis 40 Prozent ihre Abfälle. "Und nicht alle machen es richtig", klagt die Verantwortliche für Umweltbildung in der Stadt Rapa Nui, wie die Osterinsel auf Polynesisch heißt. "Wir sind auf die Recyclingfirmen des Kontinents angewiesen, und die Abfälle müssen sauber und trocken sein, aber nur die Hälfte ist in gutem Zustand."

Müll stapelt sich auf Deponie

So gehen nur 20 Prozent aller Abfälle ins Recycling – der Rest landet auf der Deponie, wo sich Haushaltsgeräte, Autowracks und alte Reifen stapeln. "Wenn wir Abnehmer finden für all diesen Müll, den wir produzieren, schicken wir alles gratis, wenn Sie wollen", witzelt Marcos Haoa, ein Historiker, der auf dem Recyclinghof von Orito aushilft.

Sieben Tonnen Müll produzieren Einwohner und Touristen durchschnittlich pro Tag auf der Insel, die fast alles importieren muss. Bis 2025 werden so voraussichtlich 32 Tonnen Karton, 18 Tonnen Plastikmüll, zwölf Tonnen Konservendosen und neun Tonnen Glas zusammenkommen. Zudem liegt das kleine, dreieckige Eiland mitten in Meeresströmungen, die den Müll vom chilenischen Festland und Plastikfetzen von dem Pazifikstrudel an die 16, 17 und 24 Kilometer langen Küsten tragen. Auch alte Fischernetze enden an den Küsten oder in den Mägen von Meereslebewesen – entsorgt von den riesigen japanischen, chinesischen oder spanischen Trawlern, die in den fischreichen Gewässern Thunfisch, Doraden oder Barsche fangen.

Musikschule aus Müll

Mancher Müll wird künstlerisch verwertet: Der US-Architekt Michael Reynolds, auch bekannt als "garbage warrior" (Müllkrieger), baute aus Recyclingmaterialien die örtliche Musikschule. Und die Wände der Büros im Recyclingzentrum sind aus Konservendosen, Plastikflaschen und Kartonverpackungen entstanden, der Boden aus Beton mit zerstoßenem Altglas.

Die Gemeindeangestellte Piru Huke kämpft seit 29 Jahren gegen den Unrat aus dem Meer. Zwei- bis viermal im Jahr organisiert sie Aktionen, zuletzt sammelten im Mai 150 Freiwillige 1.800 Kilogramm Müll an den Stränden ein. Ein Unternehmen spendet jeden Monat hundert Müllsäcke, die die Helfer dann füllen und auf ihrem eigenen Rücken oder per Pferd zusammentragen. "Doch das reicht nicht", klagt sie. "Wir holen es nur aus dem Meer, um es auf die Müllhalde zu bringen. Das ist sehr entmutigend." (Ana Fernandez, AFP/APA, 13.9.2016)