So könnten die Wasserdampffontänen auf dem Jupitermond Europa (hier in künstlerischer Darstellung mit Jupiter im Hintergrund) aussehen. Analysen des Dampfs würden vermutlich klären, ob es im Ozean unter der dicken Eisschicht Spuren von Leben gibt.

Illustr.: NASA/ESA/K. Retherford/SWRI

Die Wasserdampf-Geysire sind links unten (auf Sieben-Uhr-Position) am Horizont zu erkennen.

Foto: APA/AFP/NASA

Astronomen gehen davon aus, dass die entdeckten Geysire mit einem mutmaßlichen Ozean unter der Eiskruste Europas in Verbindung steht.

Illustr.: Nasa

Miami/Washington – Europa ist das große Hoffnungsgebiet der Astrobiologen – nein, natürlich nicht der Kontinent Europa, sondern der gleichnamige Mond, der als einer von rund 50 Trabanten um den Gasriesen Jupiter kreist. Bereits 2012 legten Bilder des Hubble-Teleskops nahe, dass der Mond trotz seiner eisigen Oberfläche am Südpol Geysire besitzt: Das schwache Leuchten angeregter Sauerstoff- und Wasserstoffatome aus zerfallendem Wasser deutete darauf hin.

Der direkte Nachweis von Wasserdampf fehlte freilich bis jetzt. Doch nun haben Astronomen der US-Raumfahrtbehörde Nasa nach eigenen Angaben weitere Anzeichen für die Existenz von Wasserdampfgeysiren entdeckt.

William Sparks vom Space Telescope Science Institute (STScI) in Baltimore und seine Kollegen hatten ursprünglich vor, die dünne Atmosphäre des Jupitertrabanten zu beobachten, während der Mond vor dem Jupiter vorbeizieht: "Wenn es eine dünne Atmosphäre um Europa gibt, würde sie einen Teil des Lichts vom Jupiter schlucken, und wir könnten sie als Silhouette sehen", so Sparks.

Video: Wie Hubble Aufnahmen der Wasserdampffontänen im UV-Licht schoss.
NASA Goddard

Klare Indizien für Fontänen

Aus diesem Grund suchten die Forscher nach Absorptionsmerkmalen am Rand von Europa während des Transits des Mondes vor dem Jupiter. Um auf Nummer sicher zu gehen, wiederholten sie die Übung insgesamt zehnmal. Bei drei Transits entdeckten sie klare Indizien für Wasserdampffontänen, die in der Nähe des Mondsüdpols austraten.

Mehrere fingerähnliche wasserreiche Gebilde ragen dort ins All hinaus. Die Fontänen reichen 200 Kilometer weit in die Höhe, bevor sie ihr Wasser als Eis wieder zur Europa-Oberfläche zurückregnen. Sparks jedenfalls bezeichnete die Wahrscheinlichkeit als sehr hoch, dass es sich dabei tatsächlich um Wasserdampffontänen handelt.

Europa ist damit nach dem Saturnmond Enceladus der zweite Mond im Sonnensystem, von dem Wasserdampffontänen bekannt sind. Das Wasser tritt vermutlich aus Rissen in der Eiskruste von Europa aus und dürfte aus dem subglazialen Ozean des Mondes stammen. Und genau das ruft nun die Nasa und ihre Astrobiologen auf den Plan. Denn der von kilometerdickem Eis bedeckte Ozean könnte Leben beherbergen.

Bisher schien die Eiskruste Analysen des Ozeanwassers auszuschließen. Die Wasserdampfausstöße würden es ermöglichen, direkt über eine Raumsonde Wasserproben zu entnehmen und diese nach Spuren von Leben zu untersuchen. Und genau das ist bereits demnächst geplant: Nach den Plänen der Nasa soll eine Raumsonde 2020 den Mond Europa umrunden, um in nahen Vorbeiflügen die Wasserdampffontänen zu untersuchen. (tasch, 27.9.2016)