In den letzten zwei Jahren ist Wien vermehrt in den Fokus internationaler Investoren gerückt, die möglichst langfristig vermietete Objekte um dreistellige Millionenbeträge suchen.

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Sie treten zwar nicht persönlich in Erscheinung, schauen sich aber immer öfter in Österreich um: Investoren aus dem nichtdeutschsprachigen Ausland. "In den letzten zwei Jahren sind in Wien verstärkt Namen unterwegs, die wir vorher nicht gekannt haben", erklärt EHL-Investmentexperte Franz Pöltl: "Es ist derzeit viel exotisches Geld am Markt."

Immer öfter kommt dieses Geld aus Asien, bestätigt man bei CBRE, wo auch verstärktes Interesse von neuen, bisher noch nicht am Markt vertretenen Anlegern beobachtet wird. Das beweisen auch die Zahlen: Im ersten Halbjahr 2016 kamen 41 Prozent der Investments durch ausländische Investoren (exklusive Deutschland) zustande – ein Rekordwert, der zuletzt im ersten Halbjahr 2008 erreicht worden war, wie es in einer Aussendung von CBRE heißt.

Neue Player

Neuerdings spielt beispielsweise die französische Fondsgesellschaft Amundi in Wien mit, die Anfang des Jahres die Bürogebäude Florido Tower und Solaris kaufte. Der kanadische Immobilienfonds Dream Global kaufte etwa zur selben Zeit den Wiener Büro- und Einzelhandelskomplex Rivergate gemeinsam mit einem asiatischen Partner. Und der IZD Tower wurde erst vor wenigen Monaten an CBRE Global Investors im Namen eines koreanischen Kunden verkauft.

Das wachsende Interesse asiatischer Investoren an Österreich führt Pöltl auf "unheimliche Vermögens- und Liquiditätsmassen in diesen Ländern" zurück. Die Investoren würden nach regionaler Streuung ihrer Investments suchen: "Und sie müssen auch zunehmend global agieren, weil sie ihr Geld sonst gar nicht unterbringen."

Wenige Projekte zu haben

Das sieht er jedoch gleichzeitig auch als Nachteil für den Standort Wien: "Diese Investoren kaufen keine Objekte um 20 Millionen Euro – sondern sie brauchen dreistellige Beträge." Fehlendes Angebot sei in Österreich generell ein Problem, meint Georg Fichtinger, Investmentexperte von CBRE: "Die Anzahl möglicher Projekte ist überschaubar" – auch weil manche Investoren sich derzeit nur ungern von einem Objekt trennen, weil sich das "Zwischenparken" des Geldes aufgrund der Zinssituation nicht lohne, sagt Pöltl.

Was – abgesehen vom entsprechenden Preisschild – noch zählt: möglichst langfristig vermietete Objekte in guten Lagen. "Aber es gibt auch Investoren, die da Abstriche machen und ein bisschen mehr Risiko gegen höhere Renditen in Kauf nehmen", so Pöltl.

Bisher treten die ausländischen Investoren hierzulande über Asset-Manager auf. "Die Gesichter der Investoren kennen wir also gar nicht", sagt Pöltl. Für ihn ist es aber nur noch eine Frage der Zeit, bis diese direkt auftreten. "Meine Interpretation ist: Die schauen sich die Märkte an und bedienen sich dafür Asset-Managern, die Erfahrung haben." Irgendwann werde es dann sinnvoll sein, eine eigene Plattform in den einzelnen Ländern zu haben – doch das würde noch dauern: "Direkte Investments werden zuerst in London und Paris gemacht."

Investoren aus Südafrika

Zweifel daran, dass asiatische Investoren gekommen sind, um zu bleiben, gibt es in der Branche nicht. Auch amerikanische und australische Investoren sind bereits am Markt unterwegs. Und der norwegische Staatsfonds hat sich laut Pöltl ebenfalls schon in Österreich umgeschaut. "Ich höre auch, dass südafrikanische Investoren sich für Österreich interessieren", so Pöltl – in angrenzenden Ländern in Osteuropa hätten diese auch schon eingekauft: "Unsere Welt wird immer globaler."

Dass sich diese Investoren auch auf der heurigen Expo Real blicken lassen werden, bezweifelt Fichtinger: "Dafür haben sie ja ihre Investment-Manager." Die Städte, in denen potenziell eingekauft wird, würden sie sich aber schon tageweise anschauen.

Auswirkungen des Brexits

Inwieweit der Brexit neue Investoren nach Österreich bringt, wollen die Experten derzeit noch nicht beurteilen. Verunsicherung sei auf jeden Fall da, meint Pöltl: "Dadurch, dass der Austrittsantrag aber erst 2017 gestellt werden wird, hat sich das ein wenig nach hinten verschoben." Diese Verunsicherung werde "im Zweifel" aber für Kontinentaleuropa sprechen.

Nicht nur das, meint Fichtinger: "Vor einem Jahr – also vor dem Brexit – war London schon so teuer, dass internationale Investoren zögerlicher wurden und sich in Kontinentaleuropa umsahen." (Franziska Zoidl, 30.9.2016)