Auch Bundeskanzler Christian Kern, hier mit Bürgern am Heldenplatz am Nationalfeiertag, warnt nun eindringlich vor dem Rechtsextrementreffen in Linz.

Foto: Regine Hendrich

Linz – Wenige Tage vor dem rechtsextremen Kongress "Verteidiger Europas" schlagen weitere Stimmen Alarm gegen das Treffen, das mit dem Sanktus von Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) in Räumen des Landes Oberösterreich, nämlich den Linzer Redoutensälen, stattfinden darf. Zahlreiche Prominente haben bereits in einem offenen Brief dagegen protestiert, auch Altbundeskanzler Franz Vranitzky schloss sich ihnen an – DER STANDARD berichtete.

"Aufrichtiger Dank" an Demonstranten

Jetzt warnt auch die aktuelle Regierungsspitze vor dem Umstand, dass in Prunksälen des Landes rechtsextremes Gedankengut verbreitet werden kann. Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) hat sich dem Protest angeschlossen und unterstützt das Bündnis Linz gegen rechts, dem unter anderem das Mauthausen-Komitee Österreich angehört. "Wir alle sind gefordert, wenn es darum geht, uns nicht auseinanderdividieren zu lassen, populistische Versprechen zu entlarven und aufzustehen, wenn wir sehen, dass gegen Minderheiten und Andersdenkende gehetzt wird", schreibt Kern in einer Grußbotschaft an das Bündnis.

Der Kanzler stellt sich dabei auch dezidiert hinter jene, die am Samstag gegen das Treffen demonstrieren wollen: "Sie alle, die an der Demonstration 'Linz stellt sich quer' teilnehmen, machen deutlich, dass für Rassismus und Antisemitismus in unserer Gesellschaft kein Platz ist. Dafür möchte ich Ihnen meinen aufrichtigen Dank aussprechen."

Protest mit künstlerischen Mitteln

Deutliche Worte kommen auch von den etablierten oberösterreichischen Kunst- und Bildungseinrichtungen. Der Rektor der Linzer Kunstuniversität, Reinhard Kannonier, die Rektorin der Bruckner-Universität, Ursula Brandstätter, und ihre Dekane Constanze Wimmer und Thomas Kerbl gehören ebenso zu den Gegnern des Treffens in Landesräumlichkeiten wie das Landestheater, das ankündigte, am Wochenende mit künstlerischen Mitteln gegen das Treffen, das unter dem Dach des Theaters stattfinden soll, zu protestieren.

Gegnerschaft zum Nationalsozialismus

Was Österreichs Literatinnen angeht, so ist auch Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek seit Beginn unter den Kritikern der Duldung des Treffens durch Pühringer. Am Nationalfeiertag machten nun auch alle namhaften Autorenverbände ihren Protest in einer gemeinsamen Erklärung in vier Punkten öffentlich. "Rechtsextreme haben in Politik-Talkshows als Teilnehmer nichts verloren, Rechtsextreme gehören nicht auf Bühnen offizieller Einrichtungen, Panzer und andere bewaffnete Fahrzeuge und Waffen haben im Straßenbild keine demonstrative Präsenz zu zeigen, und politische Gegnerschaft zum Nationalsozialismus ist ohne jeden Umweg direkt zum Ausdruck zu bringen", postulieren die IG Autoren, der österreichische Pen-Club und die Grazer Autorinnen- und Autorenversammlung gemeinsam mit der Plattform Stimmen gegen rechts. (Colette M. Schmidt, 27.10.2016)