Die wirklich großen Objekte in Erdnähe kennt man weitgehend – es sind vor allem die kleinen und mittelgroßen Asteroiden, die den Himmelsbeobachtern Sorgen bereiten.

Illustr.: ESA/P.Carril

Die gute Nachricht ist: Die meisten der wirklich großen Asteroiden in unserer unmittelbaren kosmischen Umgebung sind uns mittlerweile bekannt. Nur mehr rund 10 Prozent der in Erdnähe kreisenden Riesenbrocken dürften sich noch versteckt halten, von der überwiegenden Mehrzahl dagegen kennt man die Umlaufbahnen, und die sind für die nächsten Jahrzehnte unbedenklich. Die schlechte Nachricht ist allerdings: Es gibt auch kleinere erdnahe Asteroiden, die uns ziemlich gefährlich werden können – und von denen haben wir bisher gerade einmal einen winzigen Bruchteil erfasst.

Einer unter ihnen trägt die Bezeichnung 2016 TB57, hat einen Durchmesser von 35 Metern und wurde erst vor kurzem entdeckt. Das Besondere an ihm ist nicht etwa, dass er sich der Erde am 31. Oktober bis auf fünf Mondbahnradien annähert – denn das kommt verhältnismäßig häufig vor – sondern, dass er das exakt 15.000. Near Earth Object (NEO) ist, das bisher katalogisiert wurde.

Ihre Zahl steigt schnell

Vor weniger als drei Jahren enthielt dieser Katalog erst 10.000 NEOs. Der nun erreichte Meilenstein bedeutet daher vor allem, dass sich die Zahl der bekannten potenziell gefährlichen Brocken in verhältnismäßig kurzer Zeit dramatisch erhöht hat. "Die Entdeckungsrate war in den vergangenen Jahren sehr hoch, im Schnitt wurden 30 neue Objekte pro Woche erspäht", erklärt Ettore Perozzi vom NEO-Koordinationszentrum der ESA nahe Rom.

Vor einigen Jahrzehnten waren es demnach kaum 30 pro Jahr. "Der internationale Aufwand hat sich also ausgezahlt", meint Perozzi weiter. "Wir glauben, dass inzwischen 90 Prozent aller erdnahen Asteroiden mit Durchmessern größer als 1.000 Meter entdeckt wurden. Von den bis zu 100 Meter großen Objekten kennen wir jedoch allenfalls 10 Prozent, und von jenen, die höchstens 40 Meter groß sind, dürfte es nur 1 Prozent sein."

Den Hauptanteil der Beobachtung und Identifizierung womöglich bedrohlicher Objekte aus dem All tragen zwei US-amerikanische Institutionen: Das Catalina Sky Survey in Arizona und das Pan-STARRS Projekt in Hawaii sind gemeinsam für 90 Prozent aller Neuentdeckungen verantwortlich.

Unerkannte Gefahr

Bei keinem der heute bekannten NEOs wurde für die kommenden 40 Jahre eine kritische Einschlagswahrscheinlichkeit festgestellt. Das wahre Problem sind allerdings jene zahllosen kleinen bis mittelgroßen Asteroiden und Kometenreste, die noch unerkannt durch das All schießen. Auch wenn von diesen Brocken nicht zu erwarten ist, dass sie uns bei einem Impakt den Weltuntergang bescheren, so könnte ein rund 100 Meter großer Asteroid mit der entsprechenden Geschwindigkeit und Zusammensetzung dennoch eine Großstadt auslöschen.

Selbst Geschosse mit nur 20 Metern Durchmesser bedeuten eine Gefahr: Etwa diese Größe hatte der Meteor von Tscheljabinsk, der am 15. Februar 2013 über dem russischen Ural explodierte. Seine Druckwelle verursachte beträchtliche Schäden und verletzte rund 1.500 Menschen. NASA und ESA wollen daher die Anstrengungen zur Entdeckung dieser kleinen und mittelgroßen Asteroiden im erdnahen Raum in den kommenden Jahren weiter intensivieren.

Kosmischer Streifschuss

Am 7. September erlitt unsere Erde übrigens einen regelrechten Streifschuss: Der erst zwei Tage davor entdeckte Asteroid 2016 RB1 flog in einem Abstand von nur rund 40.000 Kilometer über dem Südpol unseres Planeten hinweg. Hätte uns der Brocken getroffen, wäre das zumindest in der Antarktis kaum aufgefallen: Der Durchmesser von 2016 RB1 betrug nur zwischen 7 und 16 Metern. (red, 30.10.2016)