Verletzungen des Rückenmarks führen oft zu einer Querschnittlähmung. Eine Heilung für Verletzungen des Nervenstrangs gibt es bisher nicht.

Foto: Davison

Durham – Die Durchtrennung des Rückenmarks zählt zu den wenigen Verletzungen, die sich trotz intensiver Forschungen beim Menschen immer noch nicht reparieren lassen. Die Folge ist meist eine Querschnittlähmung. Erstaunlicherweise trifft dies bei Zebrabärblingen (Danio rerio) nicht zu: Eine entsprechende Verletzung des Nervenstrangs kann sich bei den Fischen wieder regenerieren und zu einer vollständigen Heilung führen. Woran das liegt, haben nun US-Forscher herausgefunden. Die neuen Erkenntnisse könnten auch in der Humanmedizin Fortschritte bringen.

Wird das Rückenmark eines Zebrafisches verletzt, ist auch er von Lähmungen betroffen. Im Unterschied zum Menschen können sogenannte Gliazellen die beiden Enden des Nervenstrangs aber wieder zusammenfügen. Einsprießende Nervenzellen stellen schließlich eine Verbindung her und führen so zu einer vollständigen Heilung. Bei Säugetieren ist es vor allem Narbengewebe, das dieser Regeneration im Weg steht.

Einem Team um Kenneth Poss von Duke University in Durham, North Carolina, ist es nun gelungen, sieben Gene zu identifizieren, die im Zuge einer Rückenmarksverletzung der Zebrabärblinge bestimmte Eiweißmoleküle hervorbringen. Eines davon, der Wachstumsfaktor CTGF, wird in den Gliazellen gebildet und dürfte aufgrund der Experimente, die die Forscher durchgeführt haben, eine entscheidende Rolle bei der Wiederherstellung des Rückenmarks spielen.

Säugetier-Protein mit ähnlicher Wirkung

Dieses Protein existiert in ähnlicher Form auch bei Säugetieren und damit auch beim Menschen. Poss und seine Kollegen setzten dieses Säugetier-Protein bei Zebrafischen mit Rückenmarksverletzungen ein, denen man ihr ursprüngliches CTGF genetisch entfernt hat – und auch in diesem Fall kam es zu einer Regeneration des verletzten Nervengewebes, wie die Wissenschafter im Fachjournal "Science" schreiben. "Die gelähmten Fische schwammen wieder. Der Effekt des Proteins ist beeindruckend", berichtet Koautor Mayssa Mokalled.

"Ich glaube nicht, dass CTGF das ganze Geheimnis ist, aber wir haben damit etwas in der Hand, das uns bei dem Ziel Ansatzpunkte liefert, Regeneration zu fördern", gibt sich Poss hoffnungsvoll. Nun sollen Experimente mit Mäusen den genauen Ablauf enthüllen und zeigen, wie CTGF kontrolliert wird. (red, 4.11.2016)