Im Labor der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) muss man sich auch mit verunreinigten Nahrungsmitteln beschäftigen – seit der EU-Allergenverordnung immer öfter.

Foto: Christian Fischer

Wien – Magnetspielzeug wirkt auf viele Kinder anziehend. Unter den Weihnachtsbäumen werden deshalb wieder Baukästen liegen, mit deren magnetischen Stäben fantasievolle Gebilde gebaut werden können. Einer dieser Bausätze ist aber gefährlich, warnt aktuell die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages). Kleinteile des "Magnastitix Magnet und Ball Set 60 PCS" könnten von Kindern verschluckt werden, außerdem sei der magnetische Flussindex zu hoch: Das bedeute, dass sich Magnetteile im Darmbereich zusammenhängen können und der Darm dadurch sogar verschlossen werden könnte.

Das Produkt wurde im Rahmen einer Kontrolle deutscher Behörden als gesundheitsschädlich bewertet. Die Ages übernahm die Meldung auf ihrer Seite für Produktwarnungen und Rückrufe, weil der Bausatz online vertrieben wurde und nicht auszuschließen ist, dass er auch in Österreich bestellt wurde.

Derartige Warnungen seien in Österreich eher noch die Ausnahme, sagt Werner Windhager von der Ages. In der Regel würden Hersteller, amtssprachlich "Inverkehrbringer", potenziell gefährliche Produkte selbst zurückrufen. So wie das schwedische Möbelhaus Ikea beispielsweise, das unlängst einen Pfosten des Garderobensystems Elvari zurücknahm, weil eine falsch angebrachte Einsteckmutter zum Zusammenbruch führen könnte.

Ein bis zwei Meldungen pro Woche

Im Schnitt veröffentlicht die Ages ein bis zwei Warnungen oder Rückrufe pro Woche; von sich lösenden Nadeln bei Insulinspritzen über explosionsgefährdete Gasherde bis hin zu giftigen Azofarbstoffen auf Kinderregenjacken. Die meisten Meldungen betreffen aber Lebensmittel, die mit Listerien, Salmonellen oder Kolibakterien verunreinigt sind. Immer öfter geht es aber auch um falsche oder fehlende Kennzeichnung, wie zum Beispiel nicht ausreichend deklarierte Haselnüsse oder ein Ei im Produkt, obwohl eifrei draufsteht. In letzter Zeit haben sich auch Tropanalkaloide in Bioprodukten gehäuft. Das sind natürliche, für Menschen giftige Pflanzeninhaltsstoffe von Nachtschattengewächsen wie dem Stechapfel. Gefunden wurden Tropanalkaloide unter anderem in Hirse oder Mais.

Die bundeseigene Ages betreibt selbst Österreichs größtes Labor für Lebensmitteluntersuchungen. Nicht alle Warnungen landen aber auf der Ages-Seite. "Zieht ein Hofladen etwa ein Produkt, das es nur dort gibt, zurück, reicht es, wenn der Betreiber seine Kunden informiert", erklärt Werner Windhager.

"General Food Law" der EU

Im "General Food Law", einer EU-Verordnung, ist geregelt, dass die Verantwortung prinzipiell bei Herstellern und Vertreibern liegt. Wer aber der Pflicht zu einem Rückruf nicht nachkommt, muss zumindest mit einer Verwaltungsstrafe, manchmal sogar mit einem Strafverfahren rechnen.

Konsumenten, die den Verdacht haben, ein problematisches Produkt erworben zu haben, können sich an die amtliche Lebensmittelaufsicht in den Bezirkshauptmannschaften beziehungsweise in den Magistraten wenden. Dort wird ein Protokoll erstellt und das betreffende Produkt zur Untersuchung gebracht.

Werden Produkte zurückgerufen, kommen tatsächlich im Schnitt nur geschätzte zehn Prozent der betroffenen Waren zurück. Daran haben auch die vor einem Jahr geschaffene Smartphone-App und die seit 2010 bestehende Onlineplattform nichts geändert. Vor allem Lebensmittel werden eher weggeworfen als zurückgebracht. (Michael Simoner, 7.11.2016)