Die Versuche mit den Östlichen Mosquitofischen (Gambusia holbrooki) zeigten einen Zusammenhang zwischen der Länge der männlichen Genitalien und der weiblichen Gehirngröße.

Foto: 'Stuart Hay, Australian National University'

Stockholm – Die Größe des männlichen Geschlechtsorgans wurde in der Vergangenheit schon mit vielen anderen Eigenschaften in Zusammenhang gebracht – dass sie auch Einfluss auf die Intelligenz der weiblichen Partner haben kann, ist dagegen eher neu. Zu beobachten ist diese kuriose Koppelung bei einem kleinen nützlichen Fisch, dessen gesteuerte Evolution überraschende Pfade verfolgte.

Der Mosquitofisch war ursprünglich nur im Süden Nordamerikas und Mittelamerika beheimatet. Seine Bescheidenheit, was die Anforderungen an seine Lebensbedingungen betrifft, und sein Hunger auf Mückenlarven haben ihm zu seinem Namen und zu einer mittlerweile weltweiten Verbreitung verholfen. Das männliche Sexualorgan des Mosquitofisches ist eigentlich eine modifizierte Flosse, hat aber die gleiche Funktion wie der Penis beim Säugetier: Die Eier der Weibchen in ihrem Körperinneren zu befruchten.

Die Länge dieser sogenannten Gonopodien kann variieren, die größten erreichen 30 Prozent der Körperlänge der Fische. Um zu beobachten, wie sich die unterschiedlichen Penisgrößen auf Männchen und Weibchen auswirken, hat der österreichische Biologe Alexander Kotrschal und ein Team von der Universität Stockholm Fische mit kurzen und langen Geschlechtsorganen gezüchtet.

Größere Geschlechtsorgane nicht attraktiver – eher im Gegenteil

Zunächst untersuchten die Forscher, ob ein langer Penis die Männchen attraktiver macht, sie damit öfter Vater werden und ob sie das Ding beim Schwimmen stört. All dies war nicht der Fall. "Wir haben aber herausgefunden, dass die Weibchen in den Gruppen, in denen die Männchen längere Genitalien haben, größere Gehirne entwickelten als die Weibchen, wo die Männchen kurze Penis-Flossen haben", so Kortschal. Offensichtlich sind lange männliche Genitalien und große weibliche Gehirne also in einer Population genetisch gekoppelt.

Vermutlich ist dieser Zusammenhang der unter Mosquitofischen üblichen Paarungsmethode zu verdanken: Die Männchen lassen den auserwählten Partnerinnen nämlich keine Wahl, sondern pirschen sich heimlich an, um sie gleichsam hinterrücks zu begatten – und dabei ist ein längerer Penis von Vorteil.

Bessere kognitive Fähigkeiten würden aber den Weibchen dazu verhelfen, den unerwünschten Avancen der Männchen auszuweichen und damit mehr Kontrolle über die Partnerwahl zu erlangen, schreiben die Wissenschafter um Hauptautorin Severin Büchel in den "Proceedings B" der Royal Society. Vermutlich gäbe es also ein Wettrüsten zwischen Männchen und Weibchen in Beziehungsfragen: Die einen setzen auf einen langen Penis, die anderen auf Intelligenz. (APA, red, 23.11.2016)