Was bei Ranch-Interessenten zählt, ist eine malerische Landschaft, aber auch die Nähe zu Supermarkt und Flughafen.

Foto: http://www.istockphoto.com/Evgeny_D

Meist sind die Häuser eher simpel. Im Bild: eine Ranch in Texas im Privatbesitz.

Foto: Zoidl

Ein Stück Land, fast so groß wie Vorarlberg, mit tausenden Rindern und hunderten Häusern inklusive etwa 1200 unerschlossener Ölquellen: Die Waggoner Ranch in Texas gilt mit 2000 Quadratkilometern als die größte zusammenhängende Ranch der USA. 550 Millionen Euro wurden verlangt, als sie vor zwei Jahren auf den Markt kam. Wie viel Arsenal-Investor Stan Kroenke bezahlte, als er sie vor einigen Monaten kaufte, ist nicht bekannt.

"Alles ist größer in Texas", wird in besagtem US-Bundesstaat gerne gesagt, wenn es um gigantische Essensportionen, protzige Autos und überdimensionierte Häuser geht. Eine solche Megaranch hat aber auch dort Seltenheitswert. Am Markt gibt es aber eine gute Auswahl an kleineren Anwesen – nicht nur in Texas, sondern auch in Staaten wie Wyoming, Montana und Colorado. Dabei wird meist zwischen "working ranch" – also einer Ranch zur landwirtschaftlichen Nutzung – und der kleineren "recreational ranch", die hauptsächlich als Freizeitwohnsitz zum Jagen und Fischen genutzt wird, unterschieden.

Auswirkungen der Wahl

Aber warum überhaupt ein Stück Land inmitten des Nirgendwo kaufen? Bei einer Ranch handle es sich wohl um die amerikanischste Immobilie überhaupt, meint Chopper Grassell, Immobilienmakler bei Live Jackson Hole in Wyoming und Mitglied des Maklernetzwerks Christie's International Real Estate, der sich auf seiner Homepage standesgemäß mit Cowboyhut präsentiert: "Jeder wollte als Kind ein Cowboy sein. Und viele kennen Geschichten über Ranches aus der Kindheit von Eltern oder Großeltern. Es ist der amerikanische Traum", sagt er.

Auch die in den USA so hochgehaltene Verheißung von Freiheit durch ein großes, unberührtes Fleckchen Land sei ein großer Reiz für Käufer, erzählt Mike Schlauch, Immobilienmakler bei Pure West in Montana und ebenfalls Mitglied des Maklernetzwerks Christie's International Real Estate.

Wie sich die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten auf den Markt auswirken wird, könne man derzeit noch nicht sagen, meint Grassell. Bisher würde aber alles auf einen positiven Effekt deuten. Denn schon in den ersten Tagen nach der Wahl habe es mehr Interessenten als sonst gegeben: "Ich glaube, die Menschen sind jetzt wieder selbstbewusster, was langfristige Investitionen in Land betrifft", sagt Grassell.

Investieren in eine Ranch

Überhaupt sei nun eine gute Zeit, in eine Ranch zu investieren, meinen die Makler. " Wie sagt man so schön: Weder Ranches noch Montana werden mehr", sagt Schlauch und meint damit, dass das Angebot am Ende eben begrenzt ist. Besonders, weil die Städte und ihre Verkehrsprobleme wachsen und das Verlangen "nach einem Stück Land mit blauem Himmel" immer anziehend wirken wird.

Der Wert einer Ranch sei in der Vergangenheit um drei bis fünf Prozent pro Jahr gestiegen, erzählt Immobilienmakler John Stratman von der Mason & Morse Ranch Company, der für seine Onlinepräsentation ebenfalls zum Cowboyhut griff. "Recreational ranches" würden nun wieder verstärkt nachgefragt, weil das Vertrauen in den Aktienmarkt sinke. E

in rund 600.000 Quadratmeter großes Anwesen mit kleiner Jagdhütte ist laut Grassell zwischen 1,5 und zwei Millionen Dollar zu haben. Er hat aktuell aber mit der Paint Rock Canyon Ranch, einer landwirtschaftlich genutzten Ranch, auch ein 336 Quadratkilometer großes Anwesen in Wyoming um 25 Millionen Dollar im Angebot.

Langfristige Anlage

Typische Käufer von "recreational ranches" seien Geschäftsleute, die ihr Geld langfristig für ihre Kinder und Enkelkinder anlegen wollen: "Das Ziel ist, eine solche Ranch über Generationen in der Familie zu behalten." Dabei zählt auch eine emotionale Bindung: Interessenten seien oft auf dem Land aufgewachsen oder hätten zumindest ihre Sommer auf einer Ranch verbracht, erzählt Stratman.

Immer wieder vermittelt er Ranches aber auch an internationale Käufer, beispielsweise aus Südafrika, Südamerika und Deutschland. Zwar gebe es "aufregendere" Assetklassen mit höheren Renditen, meint Grassell. Dafür sei eine Ranch aber ein grundsolides Investment: "Aber man muss sich sicher sein, dass man auch in 20 Jahren noch eine Ranch besitzen will."

Wie bei allen Immobilien zählt auch dabei die Lage: Das Anwesen soll in einer malerischen Landschaft liegen, gleichzeitig aber nicht mehr als eine Stunde vom nächsten Supermarkt und dem Flughafen entfernt sein. Besonders begehrt sind laut Stratman Anwesen in den Rocky Mountains mit Ausblick auf schneebedeckte Gipfel und einer vielfältigen Tierwelt.

Auch der Faktor Wasser ist für Grassell ein wichtiger: einerseits um das Land bewirtschaften zu können, andererseits weil Fischen bei Ranchern ein beliebter Freizeitsport ist. Weniger wichtig sind diesen dafür die Häuser selbst: "Es geht nur um die Landschaft", betont Grassell. Die Häuser seien tendenziell eher simpel. Ein zu großes, kostspieliges Haus könnte Interessenten sogar abschrecken.

Begehrte Mineralrechte

Für potenzielle Käufer gibt es einige Stolpersteine: Beim Kauf einer Ranch werden nicht alle Rechte automatisch an den neuen Eigentümer übertragen. Nun, da in den USA erneuerbare Energien in den Fokus rücken, hört man immer öfter von "wind rights" – also dem Recht, mit Windenergie Geld zu verdienen. Auch die Rechte am Wasser werden nicht in jedem Staat automatisch an den Käufer übertragen.

Ein noch weitaus wichtigerer Punkt bei Ranches ist aber, wer die Mineralrechte besitzt – wem also die Bodenschätze gehören. Diese stehen mitunter nämlich gar nicht zum Verkauf, besonders in Staaten wie Wyoming oder Texas. "Idealerweise will aber jeder Käufer die Mineralrechte", sagt Grassell. Werden diese nämlich nicht erworben, kann das problematische Folgen haben: Der Inhaber dieser Rechte kann jederzeit auf dem Anwesen nach Öl oder Gas bohren und sämtliche Profite selbst einstecken.

Wie realistisch dieses Szenario ist, hängt von der Region ab, erklärt Grassell: "Aber selbst in einer Region, in der es bisher keine großen Vorkommen an Öl oder Gas gab, würde ich zur Vorsicht raten – oder zumindest Bescheid wissen wollen, bei wem die Rechte liegen." Eine Ranch, die inklusive aller "mineral rights" zum Verkauf steht, ist für ihn daher ein "ziemlich großer Deal".

Teure Bodenschätze

Aber nicht für alle Käufer, meint Stratman: "Denn wenn die 'mineral rights' etwas wert sind, muss man für sie natürlich auch bezahlen." Und das koste, je nachdem welche Schätze unter dem Boden schlummern, auch schon einmal das Zehnfache von dem, was der Grund eigentlich wert ist. Der Inhaber der 'mineral rights', der auf dem Grundstück jederzeit nach Öl bohren oder eine Pipeline bauen kann, müsse außerdem für alle Schäden an der Oberfläche aufkommen. Außerdem würden die großen Ölfirmen Infrastruktur errichten. "Wenn man eine 40 Quadratkilometer große Ranch hat, sind gute Straßen schon sehr schön."

Chopper Grassell legt mit Interessenten in der Regel ziemlich viele Kilometer auf diesen Straßen zurück – außer die Ranch ist so groß, dass sie besser von oben mit dem Helikopter besichtigt wird. Das werde von Interessenten, die unter Zeitdruck stehen, immer wieder nachgefragt. "Aber man bekommt ein besseres Gefühl für das Land, wenn man mit dem Pick-up-Truck unterwegs ist." Auch Besichtigungen vom Pferderücken aus hat er schon organisiert.

Testwohnen empfohlen

Auch wenn das hehre Versprechen die Freiheit ist: Eine Ranch ist nicht für jeden das Richtige. Wer sich erst anschauen will, ob die Assetklasse mit Wildwestromantik nach seinem Geschmack ist, kann sich auf sogenannten "dude ranches" für den Urlaub einmieten. Keine schlechte Idee, finden die Experten: "Der Kauf einer Ranch ist nicht vergleichbar mit einem Autokauf. Nicht einmal mit einem Hauskauf", ist Grassell überzeugt. Denn damit erwerbe man nicht nur eine Immobilie, sondern einen Lifestyle, wie man ihn hierzulande wohl nur aus Cowboyfilmen kennt.

"Es gibt nichts Befriedigenderes als einen harten Arbeitstag auf einer Ranch, das Gefühl von Schweiß auf der Stirn und die Gewissheit, etwas geleistet zu haben", erzählt er, auch wenn dieser Lifestyle nur am Wochenende gelebt werde und sich um die wirklich harte Arbeit Bedienstete kümmerten. Am Ende, sagt Grassell, besitze man mit einer Ranch ein Stück Land, dessen Erde man sich durch die Finger rieseln lassen kann. (Franziska Zoidl, 11.12.2016)