Elke Leitenstorfer
Die 50 besten Rangel- und Raufspiele

Don Bosco Medien GmbH
München 2015
80 Seiten

Foto: Don Bosco Medien GmbH

Es gibt ein starkes Bild für den angeblichen moralischen Verfall unserer Gesellschaft. Es ist das Bild des bereits zu Boden gegangenen Jugendlichen, auf den im Zweikampf trotzdem noch hingetreten wird. Früher, tönt es kulturpessimistisch, früher haben die Jugendlichen immer aufgehört mit den Schlägen, sobald der Feind auf dem Boden war.

Unabhängig davon, ob die gesellschaftliche Verrohung nun real ist oder nicht: Die Sozialpsychologie geht davon aus, dass Menschen, die mit sich "im Reinen" sind, die sich selbst und ihre Schwächen kennen, annehmen und wertschätzen, eher nicht jene sind, die auf wehrlose Kontrahenten hinschlagen. Dass diese Menschen weniger anfällig für blinde Gewalt sind.

Körper und Geist

Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Bewusstsein für die eigene Verletzlichkeit, für die eigenen körperlichen Grenzen und dem Bewusstsein für die Verletzlichkeit und die Grenzen anderer Menschen. Dieses Bewusstsein entsteht beim Kleinkind zugleich psychisch wie physisch: Es muss dem Kind zunächst jemand vorleben und begreifbar machen, dass man andere Menschen nicht mit Gewalt begegnet, dass man sie achtet und nicht ohne Not verletzt.

Das Kind muss aber auch körperlich erspüren und erlernen, wo die Grenzen des anderen liegen. Das funktioniert nur, wenn es seine eigenen Grenzen erfahren hat – körperlich und mental. Und diese Erfahrung ist keine Sache der Theorie. Das Kind macht sie im Spiel mit anderen Menschen, mit Kindern und Erwachsenen, in einem gemeinsamen sozialen Prozess.

Darin liegt der Wert von Raufen und Rangeln für Kinder. Das Wahrnehmen des eigenen Körpers, seiner Stärken, Grenzen und der eigenen Verletzbarkeit schützt Kinder aber auch vor sexuellen und physischen Übergriffen, stärkt ihr Selbstbewusstsein und ermöglicht ihnen letztlich die Erfahrung von Selbstwirksamkeit.

Regeln müssen sein

Das Bedürfnis nach Raufen, Ringen und Rangeln haben fast alle Kinder – Buben wie Mädchen. Und fast alle Eltern wissen, wie lustig es ist, mit dem Kind im Bett oder auf dem Sofa zu "catchen". Die wenigsten werden dafür eine Anleitung brauchen – das Spiel ergibt sich organisch. Ein kleines, bei Don Bosco erschienenes Büchlein allerdings versammelt die 50 besten Rangel- und Raufspiele – und erweist sich als durchaus hilfreich.

Die Publikation teilt die Spiele in mehrere Gruppen – etwa in "Kampfspiele mit Regeln", anhand derer Kindern spielerisch das Einhalten von Vorgaben einüben, oder in "Spiele zum Dampfablassen", bei denen sehr aktive Kinder überschießende Energie körperlich ausagieren können. "Wilde Tobespiele" sollen auch zurückhaltenden Kindern helfen, Selbstbewusstsein und Vertrauen in ihre Selbstwirksamkeit zu entwickeln. Das handliche Büchlein bietet viele Tipps und Ideen – etwa zum schnellen Basteln von Spieluntensilien. Vor allem aber zeigt es, dass man keine Scheu vor "Handgreiflichkeiten" mit dem Nachwuchs haben sollte. Im Gegenteil. (Lisa Mayr, 30.11.2016)