Alle Pflanzenteile des Roten Fingerhutes sind hochgiftig. Typische Symptome: Übelkeit, Erbrechen und Schwindelanfälle.

Foto: wikipedia/gemeinfrei - Franz Eugen Köhler, Köhler's Medizinal-Pflanzen

London – Ihre Schlaflosigkeit wollte eine 63-jährige Britin mit der Zubereitung von Beinwell-Tee in den Griff bekommen. Eine Freundin hatte ihr dazu geraten. Die Frau ging zum Markt und kaufte vermeintlich eine Handvoll Beinwellblätter, auch unter dem Namen Schwarzwurz bekannt. Daheim übergoss sie die Pflanzen mit heißem Wasser und hoffte auf eine beruhigende, schlaffördernde Wirkung des Tees.

18 Stunden später wurde sie mit Übelkeit, Herzrasen und Benommenheit in die Notaufnahme eingeliefert. Obwohl ihre Anamnese auf keinerlei Herzprobleme schließen ließ, stellten die Ärzte einen unregelmäßigen Herzschlag fest. Auch mit Standard-Bluttests konnten keine Besonderheiten festgestellt werden.

Datenbank half weiter

Ein Blick in die Datenbank des nationalen Vergiftungsinformationsservice brachte die Lösung: Über Beinwell gab es zwar keinen Eintrag, doch beim Thema Fingerhut wurde vor einer Verwechslung mit Beinwell gewarnt.

Die dicken Blätter von Beinwell und Fingerhut seien nur schwer voneinander zu unterscheiden. Eine kurze Internet-Recherche bestätigte, dass sich die beiden Pflanzen besonders im Frühjahr zum Verwechseln ähnlich sehen.

Natur ist nicht gleich harmlos

Fingerhut enthält natürliches Dioxin und Digitoxin. Diese Zusammensetzung wird häufig verwendet, um Herzrhythmusstörungen und Herzinsuffizienzen zu behandeln. Der erhöhte Dioxingehalt im Körper der Patientin bestätigte den Verdacht, dass versehentlich Fingerhut statt Beinwell in den Tee gemischt wurde. Der Frau wurde ein Gegenmittel verabreicht.

Nach fünf Beobachtungstagen wurde sie aus dem Spital entlassen. Mit der Bitte, den Marktverkäufer über das gefährliche Missverständnis in Kenntnis zu setzen. "Hausgemachte Heilmittel aus Kräutern schauen auf den ersten Blick harmlos aus", warnen Mediziner des King's College Hospital in London, die den Fall in den "British Medical Journal Case Reports" analysierten. Der Bericht zeige aber, "wie tragisch sich ein zu geringes Wissen über Pflanzen auswirken kann". (maka, 18.12.2016)