Christopher Ryan/Cacilda Jethá: Sex – die wahre Geschichte. € 25,70 / 430 Seiten. Klett-Cotta Verlag, 2016.

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Der Siegeszug der Menschheit hat nichts mit Monogamie zu tun, eher im Gegenteil.

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Sex ist ein unerschöpfliches Thema, doch selten wird so Grundsätzliches wie die Monogamie in Frage gestellt. Wer Lust auf eine sexuelle Revolution im Kopf hat, kann der Psychiaterin Cacilda Jethá und dem Psychologe Christopher Ryan folgen, die in ihrem Buch "Sex, die wahre Geschichte" Sexualität aus evolutionsbiologischer und anthropologischer Perspektive beleuchten.

Die These: Monogamie ist ein gesellschaftliches Konstrukt, das mit der Sesshaftigkeit des Menschen vor 10.000 Jahren begann und zu Besitzdenken, Betrug, Frustration, Rosenkriegen, Unterdrückung und Scheidungskindern geführt hat. Daran sind nicht nur die Weltreligionen, sondern auch Charles Darwin und Hollywoodfilme schuld.

Denn das menschliche Sexualverhalten, die Fortpflanzung und die Körpermerkmale erlauben eine ganz andere Deutung, sagen die Autoren und vergleichen die Menschen ganz einfach mit ihren nächsten Verwandten in der Natur, den unterschiedlichen Affenarten.

Entspannter Sex

Solange die Menschen noch in Horden durch die Lande zogen, diente die Sexualität unterschiedlichen Zwecken, Fortpflanzung war nur eine, allerdings die offensichtlichste davon – meist sind Bedürfnisse noch als Fantasien erhalten. Mitunter sind die Theorien unglaublich, werden aber durch ihre naturwissenschaftlich nüchterne (und stets humorvolle) Argumentation plausibel.

Das Buch ist keine Aufforderung zu Polyamorie oder Gruppensex, sondern vielmehr eine Anregung zu einem etwas entspannteren Umgang mit Sexualität – und ein Plädoyer für eine befreite weiblichen Sexualität. Insofern: eine unbedingte Leseempfehlung wider sämtliche Klischees. (Karin Pollack, 31.12.2016)