In TV-Sendungen wurde über die Szene berichtet.

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Es für viele, die in den 1980er-Jahren aufgewachsen sind, eine Liebe, die nie zu Ende geht. Ein Megahertz CPU-Takt, 64 Kilobyte RAM, 16 Farben und dreistimmiger Synthesizer-Sound: Das waren die Zutaten, die in Wohnzimmern weltweit die Herzen höher schlagen ließen. Auf maximal 320x200 Pixel erstrahlte am Commodore 64 die junge Welt der Heimcomputer. Vor 35 Jahren – im Jänner 1982 wurde der Rechner vom gleichnamigen Unternehmen Commodore auf der Consumer Entertainment Show (CES) in Las Vegas der Öffentlichkeit präsentiert. Er hält im Guinness-Buch der Weltrekorde die Marke des erfolgreichsten Heimcomputers aller Zeiten.

7.000 Schilling

Der von seinen Nutzern liebevoll "Brotkiste" genannte C64, konnte mit seinem vergleichsweise geringen Verkaufspreis, rund 7.000 Schilling (umgerechnet rund 500 Euro), und dem reichhaltigen Programmangebot begeistern.

Tausch am Schulhof und dubiose Händler

Allerdings war es in Österreich vergleichsweise schwer, überhaupt Spiele oder andere Software zu kaufen. Es gab zwar in den größeren Städten einige Shops und Elektroketten, aber es war einfacher an Kopien zu kommen. Entweder man tauschte Disketten oder Kassetten in der Schule oder kaufte sie zu Billigpreisen bei windigen "Händlern", die ihr Angebot mittels Kleininseraten in Zeitschriften beworben haben.

Spiele des C64.
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Deren Software kam meist aus Deutschland, den USA oder Skandinavien. Dort hat sich eine Subkultur der Cracker und Kopierer gebildet, die Spiele über Mittelsmänner direkt von Softwarefirmen bekamen, den zugehörigen Kopierschutz entfernten ("gecrackt") und sie dann weiter verteilten. Meist wurden die Spiele mit eigene Intros versehen, wo gezeigt wurde, was man als Programmierer auf den Kasten hat.

Per Post kamen die Programme dann nach Österreich. So bekam man Spiele, die noch nicht mal im Handel waren. Mit der Zeit bildeten sich auch hierzulande Cracker-Gruppen, die aber nur selten mit dem Angebot deutscher Gruppen mithalten konnten.

Das Fernsehen berichtete 1986 über Cracker
HierGibtEsJedenScheiss

Dass in der Cracker-Szene viele aktiv waren, die später selbst als Spiele-Entwickler ihr Brot verdienen sollten, ist ein offenes Geheimnis der Branche. Das mag auch daran liegen, dass jene Intros, mit denen gecrackte Versionen versehen wurden, im Wettkampf der einzelnen Gruppen schon bald wichtiger als das eigentliche Spiel wurden. Aufwändige Effekte mit minimalen zur Verfügung stehenden Ressourcen zu kreieren hieß die Aufgabe.

Das Ende der Crackerszene

Mit dem Aufkommen von Internet und Tauschbörsen wurde die Bedeutung der klassischen Cracker-Szene immer geringer, der Hinterhoftausch entfiel weitgehend. Die gleichzeitig entstandene Demoszene ist hingegen bis heute äußerst aktiv, und greift dabei auch noch immer gerne zum C-64.

Offiziell eingestellt wurde der C-64 übrigens erst im Jahr 1994, parallel zum Untergang der Herstellerfirma Commodore, die allerdings zu diesem Zeitpunkt längst mit anderen Systemen wie der Amiga-Reihe und einer wenig erfolgreichen PC-Produktion beschäftigt war. (sum, apo, 16.1. 2017)