Der "JaBo" des Bundesheeres, die Saab 105OE, muss bis spätestens 2020 ersetzt werden. Der Nachfolger soll unter anderem die Eurofighter entlasten.

Foto: Bundesheer/Mader

Wien – Im Juli 1970 waren sie der ganze Stolz des Bundesheeres, das gerade vor der von Bruno Kreisky initiierten Reform stand: Da wurden die ersten von insgesamt 40 Saab 105OE ausgeliefert, eigentlich Trainingsflugzeuge, die man (mangels besseren Geräts) auch als Jagdbomber ("JaBo") und für die Luftraumüberwachung einsetzen wollte – und bis heute einsetzt. Aber die Flugzeuge sind in die Jahre gekommen, nach 50 Jahren soll für die verbliebenen zwölf Saab 105OE endgültig Schluss sein. Denn 2020 läuft ihre Zulassung aus.

Hätte das Bundesheer eine normale Planung (und eine verlässliche Budgetierung), dann wäre das kein Problem – dann wäre längst eine Nachbeschaffung erfolgt. Das hat auch Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil rasch nach seinem Amtsantritt erkannt – die Saab-Nachfolge wollte er eigentlich bis November auf den Weg bringen. Jetzt spricht man von der "ersten Jahreshälfte 2017".

Teilersatz für Eurofighter Typhoon

Das Zögern des Ministeriums passiert vor dem Hintergrund, dass das Bundesheer seit Jahren vor allem auf die italienische Aermacchi M-346 setzt – ein zweistrahliger Jet, der sowohl als Schul- als auch als leichtes Erdkampfflugzeug konzipiert ist. Allein mit dieser Auslegung würde sich die Aermacchi M-346 bereits als Saab-Nachfolger empfehlen.

Ihr besonderer Charme liegt aber in ihrer hohen Leistungsfähigkeit: Mit zwei Triebwerken, die je 27,80 Kilonewton Schub erzeugen, erreicht sie 107 Meter pro Sekunde Steigleistung und 13.700 Meter Dienstgipfelhöhe – das ist zwar nur ein Drittel der Leistung, die ein Eurofighter hat, reicht aber für viele Fälle der Abfangjagd aus.

Das Kalkül der Rüstungsplaner im Bundesheer: Beschafft man die M-346, dann könnten Eurofighter-Piloten nicht nur in einem nahezu identischen Cockpit trainieren, sie könnten auch viele Abfangjagden mit dem im Betrieb billigeren Jet fliegen.

Und: Schon jetzt trainieren österreichische Piloten immer wieder auf der M-346 im italienischen Lecce. Problematisch für die Österreicher ist paradoxerweise der Erfolg des italienischen Geräts: Weil die internationalen Käufer (bisher: Israel, Polen, Singapur) Schlange stehen, wird die Herstellerfirma Leonardo kaum preislich entgegenkommen und das von der Republik Österreich gewünschte Leasing kostengünstig anbieten.

Konkurrenz aus Tschechien

Das könnte dagegen ein neuer Mitbewerber: Bei der Formierung von Leonardo wurde der bisherige Chef von Alenia (das ist das Unternehmen, das die Aermacchi M-346 entwickelt hat), Giuseppe Giordo, ausgebootet – woraufhin dieser im diesjährigen Mai die Führung des tschechischen Herstellers Aero Vodochody übernahm. Dort forciert er mit Hochdruck die Entwicklung der L-39NG als Alternative zur M-346.

In Österreich wird nun heftig für dieses Gerät lobbyiert, das in seinen Leistungen (nur ein Triebwerk mit 17 Kilonewton Schub) weit hinter der M-346 zurückbleibt. Ein teilweiser Ersatz für den Eurofighter wäre es nicht. Aber dafür billig. (Conrad Seidl, 29.12.2016)