Die Komponistin als Geigerin: Alma Deutscher begleitet die Hauptfigur ihrer Oper "Cinderella" (Theresa Krügl) mit schöner Melodie.

APA/CHRISTA FUCHS

Wien – An diesem Abend im Casino Baumgarten ist Alma Deutscher quasi überall. Sie begleitet Cinderella vom Klavier aus, steht plötzlich auf der Bühne neben der Hauptfigur und haucht auf der Geige delikat Zweitstimmen zu den ariosen Bekenntnissen der Märchendame, die hier Komponistin ist und im Opernhaus von ihrer Stiefmutter (Intendantin) traktiert wird.

Dann sing Alma Deutscher aber auch noch in einer Szene mit und gibt in der Pause ganz heiter Autogramme, lässt sich fotografieren und herzen. Erstaunlich entspannt ist dabei dieses erstaunliche Mädchen, das auch diese erstaunlich gute Oper selbst geschrieben hat. Stilistisch pendelt Cinderella unbeschwert zwischen Wiener Klassik (viel Mozart) und früher Romantik (Mendelssohn und etwas Schumann). Aus diesem Fundus der Musikgeschichte tauchen allerdings bemerkenswerte Eingebungen auf, die das psychologische Korsett der Figuren verstehen.

AlmaDeutscher

Hier versetzt sich jemand mit sehr viel Einfühlungsvermögen in die Charaktere. Und er versteht es auch, Szenen aufzubauen, sie in Spannung zu halten und dichte Atmosphären zu orchestrieren. Inhalt? Cinderella hat mit einem Prinzen zusammenzufinden, der Dichter ist. Es findet Aschenputtel also ein Gedicht, ohne zu wissen, dass es der Prinzenfeder entsprungen ist und vertont es. Bis zum Happy End gibt es Verwicklungen, und Alma Deutscher beweist dabei Talent zum Humorigen wie zur Melancholie.

Regisseur Dominik Am Zehnhoff-Söns belebt das Ganze filmisch und lässt viel Platz für heitere Exaltation. Anna Voshege, Katrin Koch und Catarina Coresi nutzen diese Gelegenheit als Stiefmutter und Schwestern. Nett auch Theresa Krügl in der Titelpartie und Lorin Wey (Prinz), solide das Orchester Oh!pera unter Vinicius Kattah.

Alma Deutscher genoss hernach den großen Erfolg. Sie möge die Chance bekommen, sich behutsam weiterzuentwickeln, einen eigenen Stil zu finden und das Leben kennenzulernen. (Ljubisa Tosic, 31.12.2016)