In den konjunktursensiblen Branchen gingen die Arbeitslosen- und Schulungsteilnehmerzahlen im Dezember am stärksten zurück, in der Bauwirtschaft um minus 5,3 Prozent auf 64.674 Personen.

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Wien – Die Arbeitslosigkeit ist im Dezember nach einem Rückgang im November in Österreich weiter leicht gesunken. Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition verringerte sich laut den aktuellen Daten aus dem Sozialministerium um 0,3 Prozentpunkte auf immer noch hohe 10,3 Prozent. Von einer Trendwende will Sozialminister Alois Stöger noch nicht sprechen: "Auch das zweite Monat in Folge mit leicht sinkender Arbeitslosigkeit ist überhaupt kein Anlass, sich auf Lorbeeren auszuruhen. Arbeitsplätze haben auch 2017 oberste Priorität für die Arbeit der gesamten Bundesregierung", so Stöger.

Arbeitsmarktlage weiterhin "sehr schlecht"

Auch AMS-Vorstand Johannes Kopf beurteilt die Arbeitsmarktlage als "weiterhin sehr schlecht", wenn auch die Beschäftigungsentwicklung erfreulich war. Die Arbeitsmarktprognosen seien zu Jahresanfang noch von einem deutlich höheren Arbeitslosenanstieg ausgegangen, so Kopf am Montag in einer AMS-Analyse. Die Konjunkturverbesserung im Jahresverlauf und offenbar weniger abgeschlossene Asylverfahren hätten zu einer niedrigeren Zunahme beigetragen. Laut dem AMS-Chef stand ein großer Teil der 2015 und 2016 angekommenen Flüchtlinge dem Arbeitsmarkt noch nicht zur Verfügung.

Im Dezember waren 28.125 anerkannte Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte ohne Job, um ein Drittel mehr als im Dezember 2015, geht aus einer Sonderauswertung des AMS hervor. Davon waren 7.095 Frauen und 21.030 Männer. Der Großteil wurde in Wien (17.746) verzeichnet, gefolgt von Niederösterreich (3047) und Oberösterreich (2576). Die meisten arbeitslosen anerkannten Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigten stammten aus Syrien (12.335), Afghanistan (5.218), Russland (3.540) und dem Irak (1.776). Vor allem bei den Syrern ist das Ausbildungsniveau teilweise hoch. Die Mehrheit der Flüchtlinge (16.691) hat jedoch nur eine Pflichtschulausbildung. Eine akademische Ausbildung haben lediglich 2.224, davon allein 1.506 Syrer.

Ende 2016 waren in Österreich 410.429 Personen beim Arbeitsmarktservice als arbeitslos vorgemerkt. Das sind um 7.085 Personen oder 1,7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Inklusive Schulungsteilnehmern lag die Zahl der Vorgemerkten bei 471.169 (4.266 Personen oder 0,9 Prozent unter dem Vorjahreswert, Anm.). Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Zahl der Personen ohne Job insgesamt um 0,9 Prozent gesunken.

Mehr Beschäftigte, mehr offene Stellen

Die Zahl der unselbstständig Erwerbstätigen ist auf 3.574.000 gestiegen. Das sind um 62.000 Personen (+1,8 Prozent) mehr als im Jahr zuvor. Auch die Zahl der beim Arbeitsmarktservice gemeldeten offenen Stellen stieg auf 41.841. Auch das entspricht im Jahresabstand einer deutlichen Zunahme von 12.380 Stellen bzw. 42,0 Prozent.

Schwierig bleibt die Lage für Ältere, Langzeitarbeitslose und Menschen mit gesundheitlichen Problemen: Die Arbeitslosigkeit bei Personen ab 50 stieg um 4,9 Prozent auf 119.327, bei Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen um 7,3 Prozent und bei Personen mit nichtösterreichischer Staatsbürgerschaft um 2,8 Prozent. Besonders unerfreulich ist die Lage für jene, die seit zwölf Monaten vorgemerkt sind: Ihre Zahl stieg um 7.832 auf insgesamt 60.5570 (plus 14,9 Prozent). Gestiegen ist aber auch die Zahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer mit akademischer Ausbildung – im Vergleich zum Vormonat November um 10,3 Prozent auf 29.428 Betroffene.

Deutlich besser sieht es für junge Menschen aus. Die Jugendarbeitslosigkeit (15- bis 24-Jährige) sank im Jahresvergleich um 8,5 Prozent. In absoluten Zahlen waren damit Ende Dezember aber immer noch 49.281 Personen in diesem Alter als arbeitslos vorgemerkt. Erstmals seit fünf Jahren ist die Arbeitslosigkeit bei Frauen minimal (0,8 Prozent, Anm.) gesunken.

Bezogen auf Branchen nimmt die Arbeitslosigkeit besonders deutlich in der Bauwirtschaft ab. Ende Dezember waren etwa um 5,2 Prozent weniger Personen vorgemerkt. Einen Anstieg der Arbeitslosigkeit gibt es derzeit im Tourismus mit 0,5 Prozent und im Gesundheits- und Sozialwesen mit 2,8 Prozent.

Anstieg nur in Niederösterreich

Geografisch setzt sich der Trend des West-Ost-Gefälles weiter fort. Während die Arbeitslosigkeit in acht Bundesländern sinkt, stieg sie in Niederösterreich mit 1,0 Prozent. Am besten liegt einmal mehr Tirol mit –7,3 Prozent, vor Salzburg mit –5,8 Prozent, der Steiermark mit –4,1 Prozent, Burgenland und Vorarlberg mit je –3,3 Prozent, Kärnten mit –2,7 Prozent und Oberösterreich mit –0,8 Prozent. Auch in Wien ist die Arbeitslosigkeit mit –0,5 Prozent leicht gesunken. (red, 2.1.2017)