Steve Jobs stellt am 9. Jänner 2007 das erste iPhone vor.

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"Wir werden heute Geschichte schreiben." Mit diesem Satz eröffnete Steve Jobs am 9. Jänner 2007 die Keynote der Macworld-Konferenz und präsentierte das erste iPhone. Zehn Millionen Smartphones wollte man in einem Jahr verkaufen und dem damaligen Marktführer Nokia zumindest einen Prozentpunkt Marktanteil abspenstig machen. Zehn Jahre später hat Apple über eine Milliarden Smartphones verkauft, während Nokia versucht sich gerade wieder aufzuraffen. Das iPhone hat die Branche und Apple tiefgehend verändert, ist inzwischen aber durch die Konkurrenz von Google wieder stärker unter Druck geraten.

Das Original: 3,5 Zoll und kein UMTS

2007 waren die Dimensionen noch andere als heute. Das erste erste iPhone hatte ein 3,5 Zoll großes Display mit 480 x 320 Pixel Auflösung, eine einzige Kamera mit 2 Megapixel, maximal 16 GB Speicher und unterstützte nur 2G-Mobilfunkverbindungen. Zusätzliche Programme herunterladen und auf dem iPhone installieren konnte man noch nicht, denn der App Store wurde erst 2008 gestartet.

In den Verkauf gelangte das erste Apple-Smartphone am 29. Juni zunächst in den USA und erst im November 2007 auch in Europa. Damals noch mit Netzsperren und exklusivem Vertrieb über ausgewählte Mobilfunker. Österreich musste sich länger gedulden. Im Jänner 2008 konnte Händler Saturn 50 offene Geräte aus Deutschland beschaffen. Offiziell startete das iPhone in Österreich jedoch erst im Juni bei T-Mobile – Käufer mussten sich damals noch mindestens zwei Jahre an den Mobilfunker binden.

Alfred Gusenbauer, das iPhone und eine parlamentarische Anfrage

Dass das Smartphone rasch Kultstatus erreichte, war unter anderem auch seiner Exklusivität geschuldet. In Österreich führte das sogar zu einer parlamentarischen Anfrage des BZÖ. Der damalige Bundeskanzler Alfred Gusenbauer hatte das begehrte Handy schon vor dem offiziellen Marktstart in Österreich. Das iPhone musste also entweder "illegal entsperrt" oder eine Zuwendung von T-Mobile sein, vermutete man beim BZÖ. Nichts von alldem – ein privates Geburtstagsgeschenk sei es gewesen, hieß es damals aus dem Büro von Gusenbauer.

Nicht alle glaubten an den Erfolg des Apple-Handys. Michael Krammer, damals CEO von One, zog den zweifelhaften Vergleich: "Das iPhone ist ein bisschen wie die Paris Hilton – von außen recht nett anzusehen, aber innen nichts Tolles." Microsoft-Chef Steve Ballmer reagierte mit einem Lachanfall und prognostizierte, dass das iPhone "nie einen relevanten" Marktanteil erreichen werde.

Wertvollstes Unternehmen

Doch das iPhone wurde zum Megaseller und sorgte dafür, dass Apple sich zum wertvollsten Unternehmen der Welt entwickelte. Dabei ist es dem Unternehmen auch gelungen, die Geräte mit einer ordentlichen Marge auf den Markt zu bringen. Das hatte auch damit zu tun, dass Steve Jobs die Machtverhältnisse in der Telekommunikationsbranche umgekehrt hatte. Früher mussten die Handy-Hersteller sich nach den Wünschen der Provider richten. Jobs ließ die Telekommunikationsunternehmen nach seiner Pfeife tanzen.

Limitiert wird der Einfluss des iPhones durch Google und sein Smartphone-Betriebssystem Android, mit dem die Smartphones von Samsung, LG, Motorola, Xiaomi und vielen anderen Herstellern laufen. Jobs verwies bei der Premiere des iPhones vor zehn Jahren noch darauf, wie sehr Apple das Gerät und die Software durch Patente geschützt habe. In einem erbittert geführten Patenkrieg erwiesen sich aber viele der Patente als quasi wirkungslos. Apple konnte nur kleinere Erfolge gegen Samsung vor Gericht durchsetzen, nicht aber den Erfolg von Android stoppen.

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Das Google-System läuft inzwischen auf deutlich über 80 Prozent aller Smartphones, allerdings verdient in der Branche Apple den überwiegenden Anteil des Gewinns. Apple-Chef Tim Cook und Google-Mitbegründer Larry Page legten den Patentkrieg 2014 bei.

Kritik am Fertigungsprozess

Der enorme ökonomische Erfolg des iPhone sorgte auch dafür, dass Umweltschützer und Menschenrechtsaktivisten Apple für Probleme der Branche insgesamt verantwortlich machten. Greenpeace legte sich schon 2007 mit Steve Jobs an und beklagte, dass im iPhone gefährliche Chemikalien verbaut werden. Auch für miese Arbeitsbedingungen beim chinesischen Auftragsfertiger Foxconn wurde hauptsächlich Apple verantwortlich gemacht, und weniger weitere Foxconn-Kunden wie Hewlett-Packard, Dell, Microsoft oder Sony. Jeden September, wenn Apple sein neues Smartphone-Modell präsentiert, entflammen Verbraucherschützer eine Debatte, ob es tatsächlich notwendig ist, schon wieder ein neues iPhone zu kaufen.

Apple-Mitbegründer Jobs erkannte nur zögerlich, dass nicht nur das Design und die Funktion des iPhones alleine den Erfolg begründen können. Erst sein Nachfolger Cook setzte mit Nachdruck durch, dass Umweltschutz-Prinzipien eingehalten werden müssen und möglichst nur konfliktfreie Rohstoffe verwendet werden dürfen. Außerdem setzte er sich für bessere Verhältnisse in den chinesischen Fabriken ein. Inzwischen gilt Apple bei Greenpeace quasi als Vorzeige-Unternehmen. Und auch in den Werkhallen in China wird inzwischen stärker auf die Einhaltung von Arbeitszeit-Beschränkungen geachtet, auch wenn die Bedingungen dort längst noch nicht alle Kritiker zufriedenstellen.

Jobs-Nachfolger Tim Cook

Die Debatte um Apple wird inzwischen aber weniger von diesen politischen Themen bestimmt, sondern von der Frage, ob Apple nach dem Tod von Steve Jobs noch echte Innovationen wie iPod, iPhone und iPad vorlegen kann. Jobs starb am 5. Oktober 2011, einen Tag nachdem der sichtlich mitgenommene Tim Cook das iPhone 4s vorgestellt hatte.

superapple4ever

Rein ökonomisch kann sich die Bilanz von Jobs-Nachfolger Cook sehen lassen. Besonders groß war der Sprung mit dem iPhone 6, als im Weihnachtsgeschäft 2014 als mit der Einführung größerer Modelle die iPhone-Verkäufe um 46 Prozent auf rund 74,5 Millionen Geräte hochschnellten. 2015 gelang es Apple in einem abgebremsten Smartphone-Markt aber nur noch, diese Zahlenmarke knapp zu übertreffen. Und im vergangenen Jahr sanken die iPhone-Verkäufe erstmals seit der Markteinführung. Und Kritiker bezweifelten, ob die wenigen Neuheiten beim iPhone 7 ausreichen werden, diesen Trend wieder umzukehren.

Trotzdem steht das iPhone weiterhin im Blickpunkt des öffentlichen Interesses. Das zeigen auch die Statistiken des Apple-Konkurrenten Google. In der Top-10-Liste der "Suchbegriffe des Jahres" eroberte "iPhone 7" hinter "EM 2016" und "Pokémon Go" Platz drei. Andere Smartphones wie das "Pixel" von Google tauchen in der Liste nicht auf. (Birgit Riegler/APA, 8.1.2017)