Steigende Mieten erregen die Londoner regelmäßig. Einschränkungen für Airbnb sollen Entlastung bringen.

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Der Kurzzeitvermietungsplattform Airbnb steht in London ein erheblicher Umsatzrückgang ins Haus. Ab heuer dürfen in der britischen Hauptstadt ganze Wohnungen nur noch für insgesamt 90 Tage pro Jahr kurzfristig vermietet werden. Mit der Verschärfung ihrer Durchführungsbestimmungen reagiert die Stadtverwaltung unter Labour-Bürgermeister Sadiq Khan auf anhaltende Proteste von Hotelbesitzern und Mieterverbänden. Zudem steht das Milliardenunternehmen aus San Francisco wie andere Internetfirmen wegen seiner niedrigen Steuerzahlungen im Kreuzfeuer.

Spielwiese kommerzieller Vermieter

Wie anderswo auch ist das US-Unternehmen in London zur Spielwiese kommerzieller Vermieter geworden. Mehr als die Hälfte der 42.000 Airbnb-Anbieter in der Stadt besitzen laut Recherchen der "Financial Times" mehr als eine Immobilie; Anbieter Tom verfügt sogar über 607 Objekte. Tom ist ein Immobilienverwalter, der einer Private-Equity-Firma gehört. Mit Kurzzeitvermietungen verdienen die Profis trotz der an Airbnb abgeführten Gebühren erheblich mehr als mit regulären Mietverhältnissen. Touristen berichten immer häufiger, sie hätten sich den Schlüssel "beim Gemüseladen um die Ecke" abholen müssen; Kontakt mit dem lokalen Vermieter, eine der ursprünglichen Stärken von Airbnb, finde überhaupt nicht statt.

Die lukrative Kurzzeitvermietung hat gerade in den begehrten Innenstadtbezirken zur Belastung des ohnehin extrem angespannten Wohnungsmarkts geführt. Bürgermeister Khan war im vorigen Mai unter anderem mit dem Versprechen ins Amt gekommen, den sozialen Wohnungsbau zu stärken. Auch die konservative Regierung von Premierministerin Theresa May will der Ausbeutung von sozial schwachen Mietern durch skrupellose Immobilienjongleure einen Riegel vorschieben.

Negative Auswirkungen haben die Vermietungsplattformen auch auf das herkömmliche Gastgewerbe, wie eine Untersuchung der Investmentbank Morgan Stanley im November ergeben hat. Da ist gar von einer "Kannibalisierung traditioneller Hotels" die Rede.

Bevorzugung

Laut Lobbyverband der Frühstückspensionen (Bed&Breakfast) profitierten Airbnb-Kunden von deutlich niedrigeren Preisen, weil für die Anbieter viele teure Vorschriften nicht gelten. So müssen kommerzielle Vermieter behindertengerechte Zugänge und Fluchtwege schaffen, zudem wird der Hygienestandard regelmäßig überprüft. Während Hotels und Pensionen hohe Grundsteuer zahlen, erhalten Privatvermieter bisher sogar Steuererleichterungen.

Neben New York gehört London zu den wichtigsten Gewinnbringern des 2008 gegründeten Unternehmens. Einer Berechnung der Unterkunftsuchmaschine All The Rooms zufolge hätte Airbnb seinen jüngsten Jahresumsatz in der britischen Metropole von umgerechnet rund 577 Millionen Euro im neuen Jahr verdoppeln können. Der neuen Vorschriften wegen dürfte der Zuwachs nun deutlich geringer ausfallen. (Sebastian Borger aus London, 5.1.2017)