Volle Tabletts: Auf die Speisenauswahl haben Kellner und Kellnerinnen maßgeblich Einfluss.

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Kaum zu glauben, aber wahr: Die meisten Entscheidungen der Menschen werden unbewusst getroffen. Vor allem, wenn es ums Essen geht. Das macht die Erforschung von Essgewohnheiten zu einer großen Herausforderungen und ruft nicht nur Mediziner und Diätologen auf den Plan, sondern auch Psychologen. "Foodpsychology" ist die Fachrichtung, für die sich Tim Döring und Brian Wander entschieden haben. An der US-amerikanischen Cornell-Universität haben sie ein eigenes "Food & Brand Lab" eingerichtet.

Was man weiß: Der Mensch denkt bis zu 200-mal am Tag darüber nach, was er essen soll, die Entscheidung darüber, was dann letztendlich im Magen landet, hängt aber von vielen Einflussfaktoren ab, ist auch in der Fachzeitschrift "Ernährung heute" nachzulesen. So bewirken etwa Matrosenfiguren am Tisch, dass Restaurantbesucher verstärkt Fisch bestellen.

Speisekarte studieren

Döring und Wander haben nun herausgefunden, dass auch die Kellner einen Einfluss haben. Sie untersuchten das Bestellverhalten von Gästen in Bezug auf die Speisenauswahl (Salat, Vorspeise, Hauptspeise, Nachspeise, Salat, Suppe, Getränke). Im Test hatten die Kellner einen durchschnittlichen Body-Mass-Index (BMI) von 26,62 und waren 31 Jahre alt. Es bediente sowohl männliches als auch weibliches Servierpersonal. Insgesamt wurde das Bestellverhalten in 60 Restaurants bei 497 Gästen beobachtet.

Das erstaunliche Ergebnis: Das Körpergewicht des Kellners beziehungsweise der Kellnerin hat Einfluss auf die Bestellentscheidung und die Bestellmenge. Je dicker das Servierpersonal, umso größer der Hunger der Gäste. Das bedeutet: Übergewicht wirkt keineswegs abschreckend, sondern ganz im Gegenteil animierend, auch was den Alkoholkonsum und vor allem was die Nachspeisen betrifft.

Die Forscher vermuten, dass diese Korrelation etwas mit der sozialen Norm zu tun hat. Ein dicker Kellner vermittelt, dass zu viel Gewicht als Norm gilt. Das beruhigt Übergewichtige. Normalgewichtige fühlen sich darin bestärkt, viel zu bestellen. (red, 10.1.2017)

Originalpublikation:

The Waiter's Weight