David Frank schockiert Bibi Fellner.

Foto: ORF / Hubert Mican

"Ich werde meine Mutter, meinen Vater und anschließend mich selbst töten. Und ich werde mich bemühen, Ihnen zu erklären, warum." Die Videoankündigung des jungen Medizinstudenten David Frank (Aaron Karl) im Wiener "Tatort" Schock stößt beim Ermittlerduo Eisner und Fellner (Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser) auf Unverständnis. Wie kann ein unbescholtener, kluger Geist eine solche Tat planen?

Erst mithilfe der Erziehungswissenschafterin Sarah Adler (Mercedes Echerer), die Frank selbst als ideologische Bezugsgröße nennt, klären sich die Motive: Der Leidensdruck der Generation Y, gut ausgebildet und dennoch perspektivlos, sei größer als gedacht. Erfolg könne man sich kaum noch erarbeiten, an der Uni herrsche ein Leistungsregime, Drogen schlucke man nicht mehr aus Spaß, sondern aus Vernunft.

Leere Versprechen der Hochleistungsgesellschaft

Rupert Henning (Buch und Regie) ist ein ausgewiesener Kenner sozialer Problemlagen. Mit entsprechender Dringlichkeit warnt er davor, dass die Versprechen der Hochleistungsgesellschaft nicht mehr eingelöst werden, dass Bildung nicht mehr automatisch vor sozialem Abstieg schützt, dass mit der prekarisierten Generation Praktikum eine neue industrielle Reservearmee heranwächst – formal mit allen Chancen, real mit leeren Taschen.

Interessant auch, dass Henning thematisiert, wodurch sich ein möglicher Aufstand der Ausgebildeten vom Terror der RAF unterscheiden könnte: individualistischer, nach innen gerichtet und dabei via Internet gleichzeitig nach außen projiziert. Schade nur, dass die Schauspielleistungen – mit wenigen Ausnahmen – zu wünschen übrig lassen und holprige Dialoge oft ins Pathos driften. Weniger wäre mehr gewesen. (Stefan Weiss, 21.1.2017)