Monika Sommer-Sieghart wird Direktorin im neuen Haus der Geschichte.

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Es sei ihr ein "Herzensprojekt", bekundete Monika Sommer-Sieghart bei ihrer Kür. Die Historikerin, Museologin und Kuratorin wird erste Direktorin des neuen Hauses der Geschichte (HGÖ), das im November 2018 in der Wiener Hofburg eröffnen soll.

Mit Sommer-Sieghart bekommt das HGÖ eine vielversprechende Leitung, die neben historischer Expertise auch das beste Rüstzeug in museologischen Fragen mitbringt. Mit erst 42 Jahren sei sie auch ein "innovatives Signal dafür, dass jüngere Generationen in Leitungsfunktionen kommen", hielt Oliver Rathkolb fest, der dem wissenschaftlichen Beirat des HGÖ vorsitzt.

Die gebürtige Linzerin studierte zunächst Geschichte und eine Fächerkombination aus Ethnologie, Kunstgeschichte und Germanistik in Graz. An der Uni Wien dissertierte sie schließlich mit einer Arbeit zum Thema "Museum – Gedächtnis – Identität". Darin setzt sich Sommer-Sieghart mit dem Grazer Joanneum und der Frage auseinander, warum die Habsburgermonarchie nicht in der Lage war, ein Nationalmuseum zu gründen.

Die Unmöglichkeit isolierter nationaler Geschichtsschreibung zählt zu ihren Grundüberzeugungen – das HGÖ will sie demnach als "multiper spektivischen Verhandlungsort" etablieren, an dem sich Geschichte aus vielen Blickwinkeln laufend fortbewegen soll.

Ihre Karriere startete Sommer-Sieghart an der Akademie der Wissenschaften. Von 2003 bis 2013 arbeitete sie an der Seite des langjährigen_Direktors Wolfgang Kos an der erfolgreichen Neupositionierung des Wien-Museums. Seit 2006 ist sie Co-Leiterin eines Lehrgangs an der Wiener Angewandten.

Als Kuratorin setzte Sommer-Sieghart mit Vorliebe Projekte im öffentlichen Raum um, etwa beim Kulturhauptstadtjahr "Linz 09". Zuletzt konzipierte sie am Wiener Heldenplatz eine Ausstellung zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Seit 2014 zeichnet sie zudem für das Kulturprogramm beim Europäischen Forum Alpbach verantwortlich.

Die Mutter von vier Kindern gilt als bestens vernetzt im In- und Ausland, öffentliche Auftritte legt sie ruhig und sachlich an. Auch im politischen Konflikt um die Deutungshoheit der Zwischenkriegszeit übt sie sich in der nötigen Gelassenheit. Die Streitbegriffe "Austrofaschismus" bzw. "Ständestaat" sollen im HGÖ einfach beide thematisiert werden. Sommer-Sieghart selbst verwendet einen dritten, auf den sich die Forschung einigen kann: "Kanzlerdiktatur". (Stefan Weiss, 26.1.2017)