Still mit dem Logo aus einem YouTube-Video, in dem sich die "Osmanen Germania" inszenieren.

Foto: Youtube/A-MOVIES PRÄSENTIERT

Bregenz – Der Vorarlberger Polizei gelang ein Schlag gegen das organisierte Verbrechen. In einer Großaktion nahmen 60 Beamte am 19. Jänner in Lustenau, Feldkirch und Frastanz sechs Personen fest. Fünf wurden in Untersuchungshaft genommen, wurde am Freitag in einer Pressekonferenz berichtet. Den vier Männern und der Frau werden versuchter Raub, versuchter Mord, illegaler Waffenbesitz, Besitz und Handel mit Kokain vorgeworfen.

Drei der Männer, zwischen 33 und 38 Jahre alt, sollen vergangenen Oktober in Feldkirch einen Raubüberfall und Einbruch versucht haben. Auf der Flucht schoss ein 34-Jähriger auf einen zufällig des Weges kommenden Mann, der sich ihm entgegenstellte. Der Mann blieb unverletzt. Die Tatverdächtigen sollen dem "Boxclub Osmanen Germania" angehören, einer nach Einstufung der Polizei "rockerähnlichen Gruppierung".

Osmanen Germania – ein Boxklub?

Die Osmanen verbreiteten sich in den letzten zwei Jahren rasant über ganz Deutschland, gründeten ein Chapter am Bodensee und im schweizerischen St. Gallen. Treffpunkt der Vorarlberger Boxfreunde ist eine Bar in Frastanz im Bezirk Feldkirch. Dorthin luden die deutsch-türkischen Osmanen-Führer letzten März ihre Sergeants. Anschließend veranstaltete man in Lindau am Bodensee das große Weltmeeting. Nach eigenen Angaben haben die Osmanen 2.000 Mitglieder.

Die Osmanen Germania, im Gegensatz zu Rockergruppen nicht auf Motorrädern, sondern in großen Autos unterwegs, werben in martialischen Videos um Anhänger. Sie inszenieren sich als gewaltbereite Gruppe, ihr Erkennungszeichen sind Lederkutten. "Wir kommen und übernehmen das ganze Land" wird in testosteronstrotzenden und bluttriefenden Videos verbreitet. "Krieger, die keine Angst haben, für ihre Brüder eine Kugel zu fangen" lautet die Selbstbeschreibung.

Sozialarbeiter und Krieger

Die deutsche Polizei wertet solche Aussagen als Drohgebärden gegen andere Rockergruppen, die Prostitution, Drogenhandel und Türstehergewerbe kontrollieren. Osmanen-Präsident Mehmet Bagci sieht sich hingegen als Sozialarbeiter. Man wolle mit dem Boxklub junge Männer von der Straße holen, ihnen Jobs vermitteln (vor allem als Türsteher). Kriminalität sei verpönt. Eine Aussage, die von der Polizei als PR-Strategie bewertet wird.

Seine Vereinigung sei weder nationalistisch noch rassistisch, man akzeptiere Mitglieder aller Nationen und Religionen, entgegnet Bagci via Facebook Vorwürfen, die Osmanen Germania seien türkisch-nationalistisch. Fotos weisen auf Verbindungen zur AKP hin, Kritiker sehen auch Querverbindungen zu den rechtsextremen Grauen Wölfen und zum türkischen Geheimdienst.

Man beobachte die Osmanen "aufgrund der internationalen Situation", heißt es aus dem Vorarlberger Verfassungsschutz. Aus dem Innenministerium gibt es keinen Kommentar, aber den Verweis auf den Verfassungsschutzbericht, Kapitel Extremismus-Phänomene. Außer in Vorarlberg hat sich die Gruppe auch in Linz und Wien etabliert. (Jutta Berger, 27.1.2017)