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Bei der Expositionstherapie werden Patienten mit dem angstauslösenden Stimulus konfrontiert.

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Die Angst vor Spinnen (Arachnophobie) ist die am weitesten verbreitete spezifische Phobie. Sie gehört zu der Gruppe der psychischen Störungen und tritt nach der Depression am häufigsten auf. Insgesamt leiden etwa in Deutschland zehn Prozent der Bevölkerung an einer solchen Phobie. Die bewährte Therapie zur Behandlung einer Arachnophobie ist die Expositionstherapie. Das bedeutet, dass der Patient mit dem angstauslösenden Stimulus, also einer Spinne, in der Realität konfrontiert wird.

Obwohl die Arachnophobie mit der Expositionstherapie gut behandelbar ist, zeigen Studien, dass zwischen 60 und 80 Prozent der Patienten diese therapeutische Hilfe nicht in Anspruch nehmen, obwohl diese Phobie Leiden verursacht und die Betroffenen in ihrer Lebensqualität deutlich einschränkt. Die Gründe sind zum einen das fehlende Therapieangebot, da viele Therapeuten den logistischen Aufwand scheuen, den eine solche Therapie mit sich bringt. Zum anderen sind die Betroffenen oft nicht bereit, sich ihren Ängsten in der Realität zu stellen.

Der Bedarf an einer alternativen digitalen Therapieform zur Behandlung solcher spezifischen Phobien ist daher hoch. Das deutsche Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik (IBMT) entwickelt im Projekt "DigiPhobie" nun ein digitales Therapiesystem, das die häusliche Durchführung der Expositionstherapie für Arachnophobiker ermöglicht. Das System besteht im Wesentlichen aus einer digitalen Therapieumgebung, einer tragbaren Datenbrille (Virtual- oder Augmented-Reality) und tragbaren Sensoren, die Vitalparameter während einer Therapiesitzung messen (Biofeedback).

Therapie als Spiel

Die "DigiPhobie"-Entwicklung überträgt die Expositionstherapie in die digitale Therapieumgebung, die auf der Datenbrille läuft. Die Therapie ist dabei in ein digitales Spiel eingebettet, das über das gemessene Biofeedback physiologische Angstreaktionen des Patienten erfasst und zur dynamischen Spielesteuerung nutzt. Die Daten zum Therapieverlauf und zum Patientenverhalten werden zentral in einer Therapiemanagement-Software erfasst und dem Therapeuten zur Verfügung gestellt. Die Wirksamkeit der digitalen Therapie wird in einer klinischen Studie untersucht und bewertet. Dies geschieht zum einen durch vergleichende Untersuchungen mit der klassischen Expositionstherapie und zum anderen durch magnetresonanztomographisch nachweisbare funktionelle Veränderungen des neuronalen "Angstnetzwerks".

Die Ergebnisse von "DigiPhobie" könnten neue Perspektiven für die Therapie von Patienten, die an spezifischen Phobien leiden, eröffnen. Die Betroffenen würden einen schnellen und kostengünstigeren Zugang zu neuesten digitalen Therapiemöglichkeiten erhalten. Sie könnten schneller zum Therapieerfolg kommen und würden eine geringere Hemmschwelle verspüren, sich ihren Ängsten zu stellen, so die Experten. (red, idw, 2.2.2017)