Die Schnupfenzeit hält die Menschen in der Winterzeit fest im Griff. Wer richtig aggressive Rhinoviren eingefangen hat, hat nicht nur ein Problem an der Nase. Bei mehr als zwei Packungen Taschentücher und dauerndem Schneuzen werden die Lippen arg in Mitleidenschaft gezogen. Ohnehin vielleicht schon rau durch die Kälte, werden sie plötzlich rissig, die Lippenränder entzünden sich und insgesamt fühlt sich das alles unendlich ausgedörrt und hässlich an.

Die schönsten Hilfestellungen kommen dann aus der Natur. "Pflanzen schützen sich mit Wachs vor der Kälte, nach demselben Prinzip funktioniert Lippenpflege", sagt Ksenia Varga von Dr. Hauschka Kosmetik und meint, diese Versiegelung ließe sich auch mit entsprechenden Lippenpflegeprodukten erzielen. Je kälter, umso wichtiger seien "normale" Pflegestifte. Je wunder die Lippen, umso empfehlenswerter seien aber hochwertige Öle, am besten mit zusätzlichen Wirkstoffen wie Ringelblume und Wundklee, die gleichzeitig auch heilend wirken.

So weit, so logisch. Allerdings scheint sich eine neue Produktkategorie zu etablieren, nämlich die Lippenöle. Öl ganz allgemein hat in den letzten drei Jahren einen Siegeszug in der Pflege von Haut und Haar hingelegt, um den Mund ist fettig Flüssiges eher als Folge von Dressing-getränktem Salat vertraut. Kurzum: Lippenöle müssen sich insgesamt also erst einmal ihren Platz zwischen Labello, Lippencreme, Balm (sprich: bahm, engl. für Balsam, pastenähnliche Creme), Lippenstift und Lipgloss erobern.

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Lippen müssen in der kalten Jahreszeit geschützt werden, bei Minusgraden sollte man lieber zu fettigen Produkten statt zu Lipgloss greifen.
Foto: Reuters/Neil Hall

Gut versiegelt

Wer die Produktvielfalt verstehen und richtig anwenden will, muss deshalb erst einmal in die Denke von kosmetischen Produktentwicklern eintauchen, sich über Konsistenzen, Verpackung und die Vorlieben von Kunden den Kopf zerbrechen. Nahezu jedes Kosmetikprodukt basiert auf einer Mischung von Wasser, Ölen und Wachsen, Letztere sind auch Fette, die allerdings erst bei 40 Grad Celsius schmelzen. Deshalb geht es in den Entwicklungslabors um das Austarieren von Texturen, fett oder cremig, und die Frage der appetitlichen Handhabung. Sticks, Tuben und Tiegel sind etabliert, neu an Lippenölen sind die pelzigen Applikatoren: Wer will sich beim Lippenpflegen schon fettige Finger machen. "Ein hochwertiges Öl zieht in Sekundenschnelle in die Lippen ein und ist dann wie weg", sagt Ursula Anyanwu-Keckeis von Clarins und holt die neuen "Huiles confort" vor den Vorhang. Farblos gibt es Lippenöl bei Clarins schon lange, doch aktuell nehmen sie Farbe an. In den Rottönen ist Himbeerkernöl die Basis, das klingt nicht nur köstlich, sondern schmeckt auch nach Früchten. Demnächst wird es sogar eine grüne Option mit Minzgeschmack geben.

Allerdings spannt man bei Clarins damit auch den Bogen in die dekorative Kosmetik. Was der Unterschied zu Lipgloss ist? "Gloss hat viel mehr Farbpigmente", so Anyanwu-Keckeis.

Schluss mit rau

Make-up-Artist Andreas Havel ortet den Trend zu Lippenölen auch bei Lancôme, Yves Saint Laurent und Giorgio Armani. Dort will man fast immer mit einem großen Farbangebot punkten. Über die Abgrenzung von Lippenöl und Lipgloss muss Havel erst ein klein wenig nachdenken. "In Gloss ist ausschließlich Feuchtigkeit", sagt er. Weil Wasser bekanntlich bei Temperaturen unter null friert, ist es kontraproduktiv, wenn es auf den Lippen dann "eisig" wird. Zudem enthalten Lippenöle wie Juicy Shaker von Lancôme zusätzlich auch wertvolle, weil ungesättigte Fettsäuren, so Havel.

Wer durch das ewige Sitzen in geheizten Räumen mit viel zu trockener Luft in den vergangenen Winterwochen bereits raue Lippen bekommen hat, dem könnte Cliniques Lippenpflege Sweet Pots gefallen. Sieht aus wie eine Makrone, ist aber ein Kombinationsprodukt, bestehend aus einem Scrub und einem Lippenbalsam. Der Scrub ist ein Rubbelprogramm, der mit Zucker die abgestorbenen Hautfetzen von den Lippen schliffert, der Balm wirkt dann wie ein Weichmacher – im allerbesten und kusstechnischen Sinne. Es ist Valentinstag, da sollte man doch ein klein wenig vorbereitet sein.

Übrigens: Lippen signalisieren Gesundheit, das zeigt sich, wenn die Schnupfenviren besiegt sind. Und: Sie sind auch Spiegel dafür, ob man genug getrunken hat, sagt Ursula Anyanwu-Keckeis. Je rauer, umso größer die innere Ausgetrocknetheit. (Karin Pollack, RONDO, 27.2.2017)

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Clarins Eclat Minute Huile confort Lèvres Farbe Honey (23 Euro).

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Rituals Smooth Operator mit UV-Filter (8,50 Euro).

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Clinique Sweet Pots ist Scrub und Lip Balm (23 Euro).

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Givenchy Huile irresistible pour les lévres (29,99 Euro).

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Dr. Hauschka Lippenkosmetikum mit Seide (8,50 Euro).

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Douglas Lip Oil in vier Farbtönen (8,99 Euro).

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Eos Lip Balms in zwei schimmernden Farbtönen (6,99 Euro).

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Lancôme Juicy Shaker in vielen Farben (23 Euro).