Geschäfte, Restaurants, ein Kino – der Businesspark hat eigentlich alles, was es braucht. Dennoch fehlt das Publikum, vor allem abends.

Foto: Immofinanz

Braune Holztäfelungen an den Wänden, weiß strahlende Decken, dazwischen immergrüne Pflanzen. Wer den Businesspark Vienna in Favoriten betritt, merkt sofort: Hier wurde modernisiert. Vor allem die Einrichtung in den Restaurants wurde aufpoliert. Das Ziel: Hier soll es gemütlich wirken. An diesem Freitagabend im Februar sind nur wenige Gäste da, manche der Lokale haben gar nicht erst geöffnet. Hin und wieder spazieren Menschen durch den Food-Court – auf dem Weg ins Kino, das einen Stock tiefer liegt.

In manchen Teilen des Wohnbezirks Favoriten ist abends nicht unbedingt der Bär los. Mancherorts könne man hier nachts die Gehsteige hochklappen, sagte Josef Kaindl, stellvertretender Bezirksvorsteher, vor wenigen Wochen bei der Pressekonferenz zu einem geplanten Hotel auf dem Wienerberg – solche Projekte, so hieß es damals, würden der "Schlafstätte" Favoriten entgegenwirken.

Man bemüht sich also, Leben in den Businesspark zu bringen. Das bestätigt auch Christian Traunfellner von der Immofinanz, der das Areal gehört: "Der Businesspark steht auch den Anrainern offen, die das Angebot gut nutzen, vor allem die Geschäfte des täglichen Bedarfs und das Kino. Abends haben wir als Business-Standort aber natürlich weniger Publikum als tagsüber."

Zum Bersten voll

Diese deutlichen Kontraste zeigen sich tatsächlich, wenn man den Food-Court an einem Wochentag zur Mittagszeit betritt. Dann sind die Lokale zum Bersten voll. Deshalb, so Traunfellner, wurde im Zuge des Umbaus eine Lounge geschaffen, die exklusiv für die eingemieteten Unternehmen des Businessparks zugänglich ist. In dieser "privateren Atmosphäre" sollen Mitarbeiter sich zurückziehen und plaudern können. Die Vernetzung der Mieter ist der Immofinanz ein großes Anliegen. "Dass sich Mitarbeiter verschiedener Unternehmen treffen, ist nicht selbstverständlich für einen Bürostandort. Wir organisieren Events und Golfturniere, um eine gemeinsame Community zu schaffen", so Traunfellner. An Bürostandorten sei es wichtig, dass Mitarbeiter nach der Arbeit die Möglichkeit haben, "noch auf ein Getränk zu gehen und sich auszutauschen", sagt auch Patrick Schild von CBRE.

Die Mitarbeiter sollen den Businesspark also auch abends beleben, und was die Anrainer betrifft, ist man für die Zukunft ebenfalls zuversichtlich: "Wir wollen das Areal in der nächsten Zeit um Wohnraum erweitern. Dann wird der Businesspark auch abends mehr Leben aufweisen als jetzt", sagt Traunfellner.

Als größte Herausforderung des Standortes Wienerberg sieht der Büroimmobilienexperte Schild die fehlende U-Bahn-Anbindung. Auch der Shuttlebus, der in den Stoßzeiten direkt vom Businesspark zum Karlsplatz fährt, könne das nicht wettmachen. Schild weiß jedoch auch: Eine starke Vermischung von Besuchern bzw. Kunden von Shops und Büromietern ist nicht immer vorteilhaft. An Standorten, an denen Einkaufsflächen und Büros aufeinandertreffen, habe das bereits zu Problemen geführt. Dort wurden in der Folge separate Bereiche geschaffen.

Städtische Sicht fehlt

Dass Betreiber von Businessparks sich eher auf die Mitarbeiter und weniger auf die Anrainer konzentrieren, hält Architekt und Stadtplanungsexperte Christoph Mayrhofer für ein Problem. "Da spielt die wirtschaftliche Komponente eine große Rolle, die städtische Sicht fehlt." Die Schuld liege aber nicht bei den einzelnen Projektentwicklern, "die es meist gut meinen", sondern daran, dass eine städtebauliche Instanz darüber fehle. "Zwischen dem Stadtentwicklungsplan STEP, der die grundsätzlichen politischen Absichten formuliert, und dem bauplatzscharfen Bebauungsplan haben wir in Wien keine Raumordnungsinstrumente. Wir brauchen dringend einen stufenweisen Aufbau in der Stadtplanung."

Monofunktionale Strukturen bringen häufig Probleme mit sich, so Mayrhofer. Hier werde oft versucht, mit gemischteren Nutzungen entgegenzuwirken. "Doch Stadt entsteht nicht, indem unterschiedlich funktionierende Einheiten – Restaurants, Geschäfte, Büros oder Wohnungen – nach frei verfügbaren Flächen nebeneinandergereiht werden." Für eine funktionierende Stadt brauche es eine Vorstellung davon, was eine Stadt können soll, in der man sich gerne aufhält – "da spielen viele Faktoren eine Rolle". (Bernadette Redl, 13.2.2017)