Ein sehr einfaches Prinzip: Shampoo bindet das Fett, Wasser spült es aus.

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Das Leben ist ungerecht. Im konkreten Fall für Menschen mit dünnen Haaren im Winter. Wenn erst einmal die Hauben auf den Kopf gesprungen sind, ist die Chance auf eine luftig-leichte Frisur dahin. Strähnig kleben die Haarsträhnen an der Kopfhaut – vielleicht gibt es Menschen, die so uneitel sind, dass ihnen das egal ist. Ich gehöre nicht dazu.

Die entscheidende Frage ist: Warum waschen sich Menschen das Fett nicht einfach vom Kopf? Wenn es sein muss, auch täglich? Ich habe da eine Vermutung, und die rührt aus Großmutters Zeiten. Ganz hinten in meinem Kopf geistert da immer so ein Satz herum, der "Je öfter du dir die Haare wäschst, umso schneller werden sie wieder fettig" geheißen haben könnte und dazu führte, dass man an fünf von sieben Tagen der Woche mit einem Pferdeschwanz losgezogen ist. Das kaschiert die Fettigkeit.

Das ist aber keine Universallösung. Fettige Haare sind ein Problem, das auch Männer treffen kann. Die Strähnigkeit ist unisex nicht schön anzusehen und erzeugt den Eindruck von Ungepflegtheit und Selbstvernachlässigung. Dabei spielt auch der Haarschnitt eine Rolle. Wer zu fettigen Haaren neigt, sollte sich nicht über Stirnfransen wagen – sie sind unerbittlich, wenn es um ein gepflegtes Äußeres geht. Auch das "ein bissl zu lange Haar" ist ungünstig – plötzlich wirkt der Kragen eines Anzugs speckig.

Argumente gegen Waschen

Aber was hält die dünnhaarigen Menschen vom Waschen ab? In erster Linie die Faulheit. "Manchmal habe ich keine Lust, meine Arme zu heben", hat mir eine Freundin unlängst verraten, und Föhnen sei auch ganz schön anstrengend, vor allem muss man dafür mindestens eine halbe Stunde früher aufstehen, im Winter ist das eine Frage von "noch finster" oder "gerade schon hell". Für diese Art von Befindlichkeit seien Trockenshampoos aber eine neue Option für sie.

Und noch ein weiteres Antiwaschargument kursiert gerne bei Kopfwaschfaulen: die Angst vor der Verkühlung. Sogar nur leicht feuchte Haare kühlen den Kopf derart aus, dass der Organismus seine ganze Abwehrkraft aufgibt und man ruck, zuck im Bett liegt, heißt es, und meistens sagen das dieselben Menschen, die im Sommer davor warnen, den Badeanzug nach dem Baden nicht sofort zu wechseln.

Bei Menschen mit dicken und vielleicht sogar lockigen Haaren stellt sich das Problem mit der fettigen Haarpracht übrigens vollkommen anders. Da kann das Strähnige gar nicht entstehen, im Gegenteil: Je länger das Haarewaschen vorbei ist, umso griffiger werden die Haare. In diesem Fall ist dann aber der Geruch ein Indikator. Das Leben ist also dann doch irgendwie wieder gerecht. (Karin Pollack, 14.2.2017)