Nur ein Tampon. Warum ist es immer noch ein Tabu, Menstruation zu thematisieren?

Foto: derStandard.at/Ursula Schersch

Für die Hälfte der Menschheit gehört die Monatsblutung zum Leben, umso erstaunlicher ist es, dass dieses Thema noch immer ein Tabu ist und provoziert. Kira Gandhi hat das zum Beispiel in London geschafft. Sie läuft 2015 ohne Monatshygieneprodukt den Marathon, und an ihren Beinen läuft Blut hinunter: Die Reaktionen waren Ekel, Unverständnis und Verstörung.

Mädchen und Frauen, die ihre Periode haben, sollen nicht als unrein angesehen und das Thema nicht länger totgeschwiegen werden, fordern Aktivistinnen, die sich für "Free Bleeding" einsetzen. Vor allem im Spitzensport werden Menstruation und Begleitbeschwerden eigentlich nicht thematisiert. Das zeigte sich bei den Olympischen Spielen 2016, als die chinesische Schwimmerin Fu Yuanhui von ihren Menstruationsschmerzen während des Wettkampfs berichtete.

In sozialen Medien provozierte 2015 das Bild einer schlafenden Frau. Rupi Kaurs Foto über die unterschiedlichen Phasen der Menstruation wurde von Instagram gleich zweimal aufgrund von Meldungen gelöscht. Mittlerweile ist es wieder online:

Regelbeschwerden und Tamponsteuer

Aber auch schon weniger drastische Aktionen im Zusammenhang mit der Periode erzeugen bei vielen Ekel- und Schamgefühl. So ist es nach wie vor nicht selbstverständlich, dass Monatshygieneprodukte wie Handcreme und Lippenpflege offen am Büroschreibtisch liegen. Hat man Tampons oder Binden vergessen, werden diese fast wie illegale Substanzen unter dem Tisch weitergereicht. Kommen noch Menstruationsbeschwerden hinzu, werden oft Kopfschmerzen oder Magenverstimmung vorgeschoben, nur damit man nicht die Periode als Grund für sein Unwohlsein nennen muss.

Monatshygieneprodukte sind in manchen Ländern Luxus, so auch in Österreich – zumindest wenn es nach dem Steuersatz geht. Daher gibt es immer wieder Proteste dagegen. An den Finanzminister richtet sich eine Petition, die die Senkung der Tamponsteuer fordert. Es könne nicht sein, dass Binden und Tampons genauso hoch besteuert werden wie Champagner, heißt es. In Österreich liegt derzeit ein Antrag zur Steuersenkung im Finanzausschuss des Nationalrats. In Frankreich wurde die Mehrwertsteuer auf Hygieneprodukte für Frauen bereits von 20 auf 5,5 Prozent gesenkt. Auch Großbritannien, Irland, Spanien und die Niederlande haben die Steuer auf diese Produkte gesenkt.

Durchschnittlich werden bei einer Periode 60 Milliliter Blut ausgeschieden. Frauen verwenden dafür unterschiedliche Hygieneartikel. Binden und Tampons gehören wohl zu den gängigsten Produkten, aber auch die Menstruationstasse stellt für immer mehr Frauen eine umweltfreundliche und preisgünstiger Alternative dar.

Warum ist die Periode noch immer ein Tabuthema?

Welche Monatshygieneprodukte verwenden Sie? Würden Sie sich innovativere Produkte am Markt wünschen? Wurden Sie schon einmal mit infantilen oder angeekelten Bemerkungen konfrontiert? Reden wir über die Monatsblutung! (haju, 23.3.2017)