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Die aufgrund der manipulierten Software zusätzlich ausgestoßenen Schadstoffe werden zu höheren Gesundheitskosten im Ausmaß von Milliarden führen.

dpa/apa

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Cambridge/Wien – Es ist ein Skandal mit Folgen – nicht nur für VW, sondern auch für unsere Gesundheit. Der Volkswagen-Konzern hat zwischen 2008 und 2015 weltweit rund elf Millionen Dieselautos verkauft, deren Abgaswerte dank Softwaremanipulationen höher waren als angegeben. Der im September 2015 aufgedeckte Skandal hat VW einiges an Imageschaden gebracht und wurde vor allem auf den Wirtschaftsseiten thematisiert.

Welche Auswirkungen aber hat der Betrug auf die Gesundheit? Die Frage klingt etwas spekulativ, lässt sich aber aufgrund der Mehrbelastung durch Stickoxide und Feinstaub hochrechnen, wie das Steven Barrett (MIT in Cambridge) mit seinem Team im Fachblatt "Research Environmental Letters" getan hat. Mit einem einigermaßen dramatischen Ergebnis.

So schädlich sind Dieselabgase

Wie schädlich die Abgase von DIeselautos sind, ist seit langem bekannt: Insbesondere die Feinstaubpartikel können tief in die Lunge eindringen und so zu Krebs, chronischen Atemproblemen und vorzeitigem Tod führen. Dieselruß gilt deshalb auch seit 2012 offiziell (also seitens der WHO) als krebserregend, steht damit auf einer Stufe wie Asbest und trägt dazu bei, dass jährlich mehr als 400.000 Menschen wegen Luftverschmutzung in dichtbesiedelten Gebieten Europas vorzeitig sterben.

Wie aber wirkt sich der VW-Skandal auf diese Zahlen aus? Den MIT-Forschern zufolge war der Stickoxid-Ausstoß der von Volkswagen manipulierten Autos im Schnitt viermal so hoch wie der europäische Grenzwert. In Europa wurden mehr als acht Millionen Autos mit Manipulationssoftware verkauft, in Deutschland 2,6 Millionen. Und allein auf diese 2,6 Millionen Autos, die zurückgelegten Wegstrecken, aber auch die Besiedlungsdichte und andere Faktoren beziehen sich die Berechnungen.

1.200 sterben zehn Jahre früher

Das Resultat in aller Kürze: Allein durch die in Deutschland verkauften VWs, Audis, Seats und Skodas mit erhöhtem Schadstoffausstoß wird es in und um Deutschland zu 1.200 vorzeitigen Todesfällen kommen. Mit anderen Worten: 1.200 Menschen werden zumindest zehn Jahre früher sterben, als sie eigentlich müssten.

Da die Abgase keine Grenzen kennen, werden es in Deutschland rund 500 betroffene Personen sein. In den Nachbarländern, also Frankreich, Polen, Tschechien, Belgien, Dänemark, Niederlande, Schweiz und Österreich rund 700. Für Österreich haben die Forscher 47 zusätzliche Todesfälle errechnet. Darin sind aber nicht die hier gekauften Dieselfahrzeuge aus dem VW-Konzern mitgerechnet.

1,9 Milliarden Euro Schaden

Die Zahl der vorzeitigen Todesfälle lässt sich auch in Geld umrechnen: Laut den Berechnungen der Forscher entspräche das in und um Deutschland zusätzlichen Gesundheitskosten und einem Verlust an Arbeitsproduktivität in Höhe von 1,9 Milliarden Euro. (tasch, 3.3.2017)