Schloss Pöggstall wurde im Vorfeld der Landesausstellung 2017 vom Land Niederösterreich um neun Millionen Euro saniert.

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Das Töpperschloss in Neubruck ist aktuell nur zu zwei Dritteln "bespielt", Überlegungen sind im Gange.

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"Alles was Recht ist", so lautet der Titel der Niederösterreichischen Landesausstellung 2017, die am 1. April eröffnet wird. Stattfinden wird sie im südlichen Waldviertel. Genauer: in der Gemeinde Pöggstall. Noch genauer: im dortigen Schloss, dessen älteste Bausubstanz aus dem 13. Jahrhundert stammt.

Anlässlich der Landesausstellung wurde das alte Gemäuer, das seit Jahrzehnten der Gemeinde Pöggstall gehört, nun runderneuert. Das allein ließ sich das Land neun Millionen Euro kosten. Dazu kamen noch vier Millionen "für die Ertüchtigung der regionalen Infrastruktur", eine Million für regionale Projekte und neun Millionen für den Straßenbau. Macht insgesamt 23 Millionen Euro.

Gemeinde zieht ins Schloss

Bis 12. November 2017 wird die Landesausstellung besucht werden können – was erwartungs- und erfahrungsgemäß auch viele Menschen tun werden. Die letzte Landesausstellung im Jahr 2015 zählte rund 280.000 Besucher.

Wie es ab dem 13. November mit dem Schloss Pöggstall weitergehen wird, ist großteils auf Schiene. Bereits fixiert ist etwa, dass das Gemeindeamt ins Schloss übersiedeln wird. Das bisherige Gemeindeamt wird dann vermietet, etwa an Ärzte, berichtet Bürgermeisterin Margit Straßhofer (ÖVP) dem STANDARD.

"Neu entdeckte" Baugeschichte

Das Schloss wird die Gemeinde auch als Veranstaltungsort nutzen, außerdem soll die "neu entdeckte" bzw. recherchierte Bau- und Besitzgeschichte des Schlosses, die auch auf der Landesausstellung schon zu sehen sein wird, später im Rahmen einer Dauerausstellung weiterhin präsentiert werden.

Dass von den diversen Bauphasen noch sehr viel erhalten ist, habe man nämlich erstaunlicherweise erst im Zuge der jüngsten Renovierungsarbeiten festgestellt, weiß der Bauhistoriker Peter Aichinger-Rosenberger. "Die Ostmauern, die Zinnen in voller Höhe bis hin zum Zwinger – alle Bauphasen können herausgearbeitet, dargestellt und den jeweiligen Eigentümern zugeordnet werden."

Haupt- statt Nachnutzung

Mit dem Einzug der Gemeinde ins Schloss werde dieses jedenfalls belebt bleiben, ist sich Straßhofer sicher. Von einer "Nachnutzung" nach Ende der Landesausstellung will sie im Übrigen gar nicht sprechen; "wir sagen lieber jetzt schon Hauptnutzung dazu".

Anderswo ist die vernünftige Nachnutzung bisher nur teilweise geglückt. 2015 war das "Töpperschloss" in Neubruck südlich von Scheibbs Hauptveranstaltungsort der Landesausstellung. Das Schloss wurde dafür um sechs Millionen Euro vom Land saniert. Eigentümer sind heute alle 17 Gemeinden des Bezirks Scheibbs, außerdem drei Regionalbanken. Seinen Namen hat das Schloss vom "Hammerherrn" Andreas Töpper, dessen einstiger Stammsitz es war.

Nach Ende der Landesausstellung wurde das Schloss adaptiert und sollte dem Bezirk als Betriebsansiedlungsgebiet dienen. Ein "interkommunaler Wirtschaftspark" sollte entstehen, so schwebte es dem Geschäftsführer der Neubruck Immobilien GmbH, ÖVP-Nationalrat Andreas Hanger, vor. Ein kleiner Teil wurde bis dato auch tatsächlich verwertet. Im Schloss selbst wurden außerdem auf 250 Quadratmetern 24 Co-Working-Arbeitsplätze geschaffen. Eine Art "Sommerfrische" für Co-Worker aus der Großstadt sollte es werden, ein technisch hochgerüstetes Refugium für Kreativarbeiter auf Stadtflucht.

"Im Speckgürtel wär's einfacher"

Und heute? Sechs Co-Worker arbeiten aktuell im Schloss, berichtet Hanger dem Standard. Alle sechs seien mit einem Entwicklungsprojekt beauftragt worden. Insgesamt ist das Schloss derzeit zu zwei Dritteln bespielt. Neben dem verkleinerten Co-Working-Raum sind die Büros von Mostviertel Tourismus und Eisenstraße Niederösterreich eingezogen, außerdem siedelt sich demnächst ein Finanzunternehmen an.

30 Arbeitsplätze habe man bis dato im Schloss geschaffen, so Hanger. Er gibt aber zu: "Wenn sich das Schloss im Speckgürtel von Wien oder im Einzugsbereich von Amstetten befinden würde, wäre Vieles einfacher."

Crowdfunding im Laufen

Auf derzeit noch ungenutzten Flächen schwebt ihm nun ein neues Projekt vor: Ferienwohnungen, die teilweise mittels Crowdfunding finanziert werden. Für eine erste Ausbaustufe mit drei Wohnungen wären 100.000 Euro nötig, sagt Hanger. 10.000 Euro habe man bisher aufgebracht, 20.000 waren das Crowdfunding-Ziel. Ein paar Tage läuft die Kampagne noch, es ist ein sogenanntes "Reward Funding" ohne finanzielle Rendite, aber mit "Belohnungen" wie etwa einer VIP-Einladung zur Eröffnung (ab 25 Euro), ab 120 Euro gibt es Urlaubs-Packages. Bis zu sechs Ferienwohnungen könnten entstehen. Hanger hofft, damit die "Vollauslastung" des Schlosses zu erreichen. (Martin Putschögl, 11.3.2017)