Propionibacterium acnes kann die "gewöhnliche Akne" hervorrufen. Es ist aber auch für die Entwicklung einer lymphozytären Gastritis verantwortlich, wie Grazer Forscher nachweisen konnten.

Foto: Med Uni Graz

Graz – Die chronische Gastritis ist eine über einen längeren Zeitraum andauernde Entzündung der Magenschleimhaut, die mehrere Krankheitsursachen haben kann. Wissenschafter der Med-Uni Graz fanden nun die Ursache für eine bis dato ungeklärten Form der Erkrankung.

Schätzungen zufolge leiden in den westlichen Industrieländern bereits mehr als die Hälfte aller über 50-jährigen Menschen an einer chronischen Gastritis. Die Symptome sind oft unspezifisch und können sich etwa in Form von Völlegefühl, Übelkeit, Druckgefühl, Schmerzen im Oberbauch, Blähungen oder Durchfall äußern.

Ana Montalban-Arques und ihre Kollegen von der Med-Uni Graz ist es nun gelungen, den Pathomechanismus einer bis dato ungeklärten Form der chronischen Magenentzündung – die lymphozytäre Gastritis – zu entschlüsseln. Auslöser der Erkrankung ist das Propionibacterium acnes , ein klassisches Hautbakterium und Verursacher der Acne vulgaris – auch als "gewöhnliche Akne" bekannt. Außerdem konnten die Forscher den zu Grunde liegenden immunologischen Mechanismus der lymphozytären Gastritis identifizieren.

Bakterium aktiviert Immunabwehr

Propionibacterium acnes, das auch im Verdauungstrakt zu finden ist, erzeugt selbst kurzkettige Fettsäuren, wie beispielsweise die Propionsäure. Dadurch verursacht das Bakterium eine spezifische Aktivierung des NKG2D-Systems, ein angeborener Immunmechanismus, der beispielsweise auch bei Glutenunverträglichkeit involviert ist. "In weiterer Folge führt diese Aktivierung des NKG2D-Systems zur Rekrutierung zytotoxischer T-Zellen, die dann das Gewebe des Magens angreifen", erklärt Gregor Gorkiewicz vom Institut für Pathologie der Med-Uni Graz. Durch diesen Angriff der körpereigenen Abwehrzellen auf das Gewebe des Magens entsteht die chronische Entzündung der Magenschleimhaut.

Die Wissenschafter konnten zudem zeigen, dass Helicobacter pylori das NKG2D-System spezifisch modulieren kann und damit eine Immunstimulation umgeht. Das heißt, es werden keine T-Zellen aktiviert. "Das NKG2D-System ist ein wichtiges körpereigenes immunologisches System, das der Entstehung von Tumoren entgegenwirkt", ergänzen die Studienautoren.

Helicobacter pylori gilt als der Hauptauslöser des Magenkarzinoms. Daher vermuten die Forscher, dass die durch das Bakterium verursachte Umgehung des NKG2D-Systems die Entstehung von Magenkrebs begünstigt. (red, 16.3.2017)