Tagesmüdigkeit verschlechtert die Konzentration und macht emotional instabil.

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"Schlaf hat ein Imageproblem – er gilt für viele als vergeudete Zeit", glaubt der Neurologe Gerhard Klösch. Die ganz natürliche Sache des Schlafens falle vielen schwer. "In unserer 24-Stunden-Gesellschaft, in der es kein Tag und Nacht mehr gibt, ist der Umgang mit dem Schlaf ambivalent bis schizophren", so der Fachmann. Die Medizin kennt insgesamt mehr als hundert definierte Schlafstörungen.

Schlaf gilt als unproduktiv, etwa ein Viertel finde nicht die notwendige Erholung im Bett, so Klösch. Dazu kommen Trends wie "Everyman" oder "Uberman", die den Nachtschlaf ausmerzen und stattdessen durch wenige 20- bis 30-minütige Nickerchen ersetzen sollen.

Ein Irrweg, ist Klösch überzeugt. Das Militär hätte mit entsprechenden polyphasischen Versuchen bereits vor Jahrzehnten Schiffbruch erlitten. "Der Schlaf kann so seine physiologische Aufgabe nicht erfüllen – der Körper braucht zwei Tiefschlafphasen hintereinander." Fünf bis sechs Stunden seien das absolute Minimum, sechs bis acht braucht man, um auf Dauer zu "funktionieren". Entsprechende Informationen sollten nach Ansicht des Neurologen fixer Bestandteil des Unterrichts in der Schule sein.

Dramatische Auswirkungen

Ohne erholsamen Schlaf drohen etwa emotionale Instabilität und Tagesmüdigkeit. Noch dramatischer sind laut dem Lungenfacharzt Wolfgang Mallin die Auswirkungen der obstruktiven Schlafapnoe, an der nach neuesten Schätzungen schätzungsweise 600.000 Menschen in Österreich leiden, die meisten ohne entsprechende Diagnose. Neben Kosten in Milliardenhöhe, etwa durch daraus resultierende andere Krankheiten, würden auch viele Menschen im Straßenverkehr ums Leben kommen, da Betroffene aufgrund von Tagesmüdigkeit am Steuer einschlafen oder unkonzentriert sind. Der Gesetzgeber hätte darauf bisher nicht ausreichend reagiert, kritisiert Mallin.

Während die Schlafapnoe vor allem ein Problem der Älteren und Übergewichtigen ist, sind auch zehn bis 40 Prozent der Jugendlichen von Schlafstörungen betroffen.

Die Lebensqualität Betroffener ist insgesamt schlechter, wie der Wiener Schlafforscher Bernd Saletu betont: Sieben von zehn Lebensqualitätsaspekte wurden von Menschen mit Schlafstörungen signifikant schlechter beurteilt, als von einer Kontrollgruppe. "Guter Schlaf ist die Voraussetzung für einen guten Tag", meint auch die Schlafforscherin Gerda Saletu-Zyhlarz. (APA, 17.3.2017)