Die aktuelle Cassini-Aufnahme vom vergangenen Februar zeigt die großen Seen auf der Nordhalbkugel des Titan

Foto: NASA/JPL-Caltech

Die Radarbilder von Cassini illustrieren das Erscheinen und Verschwinden von "magischen" Inseln in einem dieser großen Seen. Möglicherweise handelt es sich um ausgedehnte Felder von Gasblasen.

Foto: NASA/JPL-Caltech

Pasadena – So exotisch und unwirtlich der minus 179 Grad Celsius kalte Titan auch erscheinen mag, seine komplexen Oberflächenmerkmale machen ihn dennoch zum erdähnlichsten Himmelskörper des Sonnensystems: Der Saturnmond mit einem Durchmesser von 5.150 Kilometern besitzt eine dichte Atmosphäre, ausgedehnte Dünenlandschaften, Flüsse, Seen und Inseln sowie einen regelrechten Flüssigkeitskreislauf. Im Unterschied zum Wassersystem der Erde sind hier die Hauptkomponenten jedoch die Kohlenwasserstoffe Methan und Ethan.

Zu den spektakulärsten Entdeckungen der Nasa-Sonde Cassini zählen freilich "magische" Inseln, rätselhafte Bereiche in den großen nördlichen Seen des Titan, die manchmal da sind und auf anderen Aufnahmen verschwunden sind. Bisher konnten sich die Astronomen keinen Reim auf dieses Phänomen machen. Weder war aus den Reflexionen auf den Seeoberflächen zu schließen, woraus diese Inseln bestehen, noch warum sie einmal vorhanden sind und ein andermal nicht.

Schaumige Inseln

Nun allerdings könnte ein Team um Michael Malaska vom Jet Propulsion Laboratory der Nasa das Geheimnis gelöst haben: Die Wissenschafter vermuten, dass es sich nicht um Schollen aus Kohlenwasserstoffeis handelt, so wie bisher vermutet, sondern um ausgedehnte Felder von Gasblasen. Die Ursache dafür fanden die Forscher in jüngeren Daten der Cassini-Sonde. Diese zeigten nämlich, dass die Methan- und Ethan-Zusammensetzung der Titanseen und -flüsse regional variieren kann.

Video: Stickstoffblasen könnten auf Titanseen ganze "Inseln" formen.
JPLraw

Laborexperimente enthüllten, dass es beim Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kohlenwasserstoffmischungen, beispielsweise bei starken Regenfällen oder an Flussmündungen, zu großflächigen Ausgasungen von Stickstoff und zur Schaumentstehung kommen kann. Auch Temperaturänderungen nach unten können demnach zur Bildung von Ethaneis und in weiterer Folge zur Abgabe entsprechender Gasblasen führen. "Die Untersuchungen machen uns ziemlich sicher, dass sich in den Titanseen Blasenfelder bilden können, und zwar häufiger als wir bisher dachten", meint Jason Hofgartner vom JPL, der an der im Fachjournal "Icarus" veröffentlichten Studie beteiligt war.

Baldiger Besuch beim Titan

In rund einem Monat könnten weitere Cassini-Messungen diese These zur Ursache der "magischen" Inseln bestätigen: Am 22. April wird die Saturnsonde zum letzten Mal an dem exotischen Mond vorüber fliegen und dabei neue Radarbilder schießen. Da Cassini nach fast 20 Jahren im All bald der Sprit ausgeht, soll sich die Sonde der Wolkenoberfläche des Saturn ab April 2017 immer weiter annähern, in der sie schließlich am 15. September für immer verschwinden wird. (tberg, 20.3.2017)