Ungefähr die Zeitspanne, die seit dem Aussterben der großen Dinosaurier verstrichen ist, in die Zukunft verlegt, wird sich der Mars laut einer neuen Studie so präsentieren.

Illustration: Purdue University Envision Center

West Lafayette – Nichts ist ewig, selbst draußen im All sehen wir nur Momentaufnahmen. So haben sich in den vergangenen Jahren die Indizien dafür gehäuft, dass der gerne als "Roter Planet" bezeichnete Mars vor dem Verlust seiner Atmosphäre wasserreich und damit eine ähnlich blaue Welt wie die heutige Erde war. Und im Herbst 2016 überraschte eine US-Studie mit Daten, denenzufolge das berühmte Ringsystem des Saturn nicht älter als 100 Millionen Jahre sein dürfte – womöglich gar nur 15 Millionen. Das ist nach kosmischen Maßstäben eine eher kurze Zeit.

Und die Veränderungen schreiten voran. Wenn es nach einer aktuellen Studie in "Nature Geoscience" geht, könnte unser Sonnensystem in ähnlich naher Zukunft mit einem neuen Wahrzeichen aufwarten: einem weiteren Ringplaneten – und zwar dem Mars.

Gefährliche Nähe

Das Forscherteam um David Minton und Andrew Hesselbrock von der Purdue University verweist darauf, dass sich der 27 x 18 Kilometer kleine innere Mond Phobos dem Mars langsam immer weiter annähert. Derzeit benötigt er für eine Umkreisung gut siebeneinhalb Stunden und ist nur etwa 6.000 Kilometer von der Oberfläche des Mars entfernt – näher als jeder andere Mond im Sonnensystem über "seinem" Planeten steht.

Den Berechnungen der Purdue-Forscher zufolge dürfte Phobos in etwa 70 Millionen Jahren die sogenannte Roche-Grenze erreichen: Dann sind die vom Mars auf ihn einwirkenden Gezeitenkräfte so stark, dass er seine innere Stabilität verliert und zerbricht. Das Ergebnis wäre ein Ringsystem aus Trümmern.

Zyklus aus Monden und Ringen

Doch damit nicht genug: Die Forscher vermuten auch, dass sich dieser Prozess in der Geschichte des Mars schon mehrere Male abgespielt hat. Der Ursprung dieses Zyklus liege 4,3 Milliarden Jahre zurück: In der Anfangszeit des Mars sei ein großer Himmelskörper auf der Nordhalbkugel des Planeten eingeschlagen – was auch eine der Theorien für die topographischen Unterschiede zwischen den beiden Marshemisphären ist.

Durch den Impakt seien große Mengen an Gestein ins All geschleudert worden, die schließlich einen ersten Ring bildeten. Im Lauf der Zeit ballte sich das kreisende Material dieses Ur-Rings und formte einen ersten Mond. Bei Erreichen der Roche-Grenze zerbrach er wieder und bildete erneut einen Ring.

Dieser Prozess könnte sich den Wissenschaftern zufolge im Lauf der Jahrmilliarden drei- bis siebenmal abgespielt haben. Da auch Trümmer auf den Mars gestürzt sein müssen, fiel dabei jeder neue Mond etwas kleiner aus als sein Vorgänger. (jdo, 26. 3. 2017)