Der menschliche Körper ist komplex. Kein Wunder, dass hier viel kaputtgehen kann. An welchen Stellen es medizinisch besonders brenzlig wird, erklärt das Buch "Was uns krank macht".

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Falk Stirkat
"Was uns krank macht"
Schwere Krankheiten, einfach erklärt
Mit Illustrationen von Jana Moskito
Titelbild: © Emotion in Frames Photographie
Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag
416 Seiten, 20,60 Euro

Foto: Schwarzkopf & Schwarzkopf

Schwere Erkrankungen gehören zu jenen Dingen, die man im Alltag gern ausblendet. Das ist auch ganz natürlich. Sonst müsste man von ständiger Todesangst begleitet durch das Leben gehen. Wenn es einen dann doch mal erwischt, oder jemanden, der einem nahe steht, ist man meistens ratlos. Ärzte retten Leben – aber manchmal fehlt ihnen die Zeit für Erklärungen. Konsultiert wird daher das Internet. Aber bei Dr. Google qualifizierte Erläuterungen von Nonsens zu unterscheiden, ist schwierig.

"Was uns krank macht" will dabei Abhilfe schaffen. Der Autor, Falk Stirkat, begleitet einen auf eine Reise durch den Körper und macht an jenen Stellen halt, deren Ausfall einem das Leben kosten kann oder zumindest reichlich erschweren: Herz, Lunge, Darm und Hirn. Hat man diese körperliche Grundausstattung im Buch geschafft, wird es etwas komplizierter, denn es folgen Erkrankungen, die sich nicht einem einzelnen Organ zuschreiben lassen. Auch Krebs widmet Stirkat einen eigenen Abschnitt. Anhand von insgesamt 33 Krankheiten wird erklärt, wo gesundheitliche Großbaustellen entstehen können und wie Ärzte intervenieren.

Wie es zu seinem neuen Buch kam und warum einfache, medizinisch exakte Erklärungen für schwere Erkrankungen wichtig sind, erzählt der Autor Falk Stirkat persönlich.
Schwarzkopf & Schwarzkopf

Schmäh statt Auweh

Falk Stirkat ist selbst Notfallmediziner und liefert zahlreiche Anekdoten aus dem Notarztalltag sowie persönliche Erfahrungen. Von Herzinfarkt bis Hirntumor wird Krankheit für Krankheit mit medizinischer Exaktheit und Humor erklärt. Ob man den Schmäh nun mag oder nicht: Die übliche Betroffenheit im Umgang mit schweren Krankheiten weicht der Leichtigkeit der Erzählung.

Der Autor spricht den Leser direkt an und animiert zu mehr Körperbewusstsein: "Halten Sie doch mal 30 Sekunden die Luft an!", leitet er etwa das Kapitel über Lungenkrankheiten ein, um die Wichtigkeit des Organs zu demonstrieren. Da bleibt dem folgsamen Leser schon mal die Puste weg. Medizinische Fachbegriffe werden in kleinen Dosen verabreicht, aber umfangreich erklärt. Wer Schwierigkeiten hat, Mitralklappe, Wurmfortsatz und Ähnliches anatomisch einzuordnen, wird mit einfachen Grafiken bedient.

Nichts für Hypochonder

Weiter im Dunklen Tappen muss man allerdings bei psychischen Erkrankungen. Diese gehen im Buch, das sich sonst quer durch die Bandbreite der schweren medizinischen Leiden arbeitet, leer aus. Dafür darf man sich laut dem Autor selbst noch beim Aufwachen nach der Blinddarmoperation über die hübsche Anästhesistin freuen – oder auch nicht. Kommt auf die eigene Toleranz für Klischees bei Ärztinnen an.

Dem fachbezogenen Inhalt tut dies jedoch keinen Abriss: Während es so manchem Hypochonder den Schweiß über die Stirn jagen könnte, ist das Buch für den medizinisch interessierten Laien durchaus geeignet. Den Gang zum Arzt ersetzt das Buch natürlich nicht, vor der Selbstdiagnose wird ausdrücklich gewarnt. Aber vielleicht ebnet es ein wenig den Weg, indem Unsicherheit und Angst durch Wissen therapiert werden. (Winnie Wendelin, 28.3.2017)