Wer trinkt, muss früher oder später aufs Klo. Wie schnell das stille Örtchen gebraucht wird, hängt auch davon ab, was getrunken wurde. Diesen Schluss legt zumindest eine aktuelle Studie nahe.

Foto: Robert Newald

Wien – Manche Studien muss man sich erstmal genauer ansehen, um aus ihrem Ergebnis auch einen praktischen Nutzen im Alltag ziehen zu können. Dazu gehört zweifelsfrei die Arbeit von Ron Maughan und seinen Kollegen an der Universität Loughborough in England. Die Sportmediziner untersuchten in ihrer Studie, die im eigentlich recht renommierten American Journal of Nutrition erschien, welches Getränk am schnellsten den Körper auf natürlichem Wege wieder verlässt. Sieht man von Extremsportlern ab, dann könnte das Ergebnis Reisenden auf ihrem Weg in den Osterurlaub vielleicht nützlich sein.

Die englischen Forscher rekrutierten für ihre Untersuchung 72 gesunde männliche Testpersonen. Nachdem sie über Nacht ihre Blase komplett entleert hatten, mussten sie binnen 30 Minuten jeweils einen Liter eines zufällig ausgewählten Getränks konsumieren: Vollmilch, fettarme Milch, Cola, Cola light, Tee, Eistee, Kaffee, Bier, Orangensaft, das Sportgetränk Gatorade und ein medizinisches Elektrolyte-Produkt standen zur Wahl.

Insgesamt viermal musste jeder Teilnehmer binnen mehrerer Tage ran, einmal davon gab es nur normales Wasser zu trinken, um einen Referenzwert festzulegen. Jeweils zwei Stunden nach dem Getränkekonsum wurde schließlich gemessen, wie viel der Flüssigkeit bereits wieder in der Toilettenschüssel gelandet war.

Milch und Orangensaft füllen Blase langsamer

Auf dem Siegertreppchen: das medizinische Elektrolyte-Produkt und Milch. Sie hielten sich rund 1,5 mal länger im Körper, als Wasser. Knapp dahinter rangiert Orangensaft. Alle anderen Getränke drängten genauso schnell zur Blase wie Wasser.

Für den Alltag bedeutet das: Wer sich auf seiner Urlaubsreise hauptsächlich mit Wasser, Cola und Kaffee versorgt, muss wahrscheinlich viel häufiger wegen seines Harndrangs anhalten – im Vergleich zum Konsum von Milch und O-Saft.

Der Grund dafür, so vermuten die Forscher, liegt in der Zusammensetzung. Milch bringe Fett, Proteine und Elektrolyte mit. Orangensaft enthalte Vitamine und Fasern – besonders jener mit viel Fruchtfleisch. Um diese Substanzen im Darm zu zerlegen brauche der Körper länger als bei den eher gehaltloseren Flüssigkeiten wie Wasser, Kaffee oder Cola.

Kalorienbomben

Dadurch gelange die Flüssigkeit der Milch langsamer in den Blutkreislauf als die der anderen Getränke und komme in gleicher Zeit in entsprechend geringeren Mengen in der Blase an. Außerdem, so haben frühere Studien gezeigt, fällt durch die langsamere Aufnahme der Flüssigkeit in den Blutkreislauf der osmotische Blutdruck weniger schnell ab als bei schneller Aufnahme, was den Drang zum Urinieren verringere. Daneben enthält Milch keine harntreibenden Substanzen wie Koffein oder Alkohol, obwohl diese eher erst in größeren Mengen tatsächlich harntreibend wirksam werden.

Allerdings sollte man sich aus gesundheitlicher Sicht auf einer längeren Urlaubsreise nicht ausschließlich nur mit Flüssigkeit aus Milch und O-Saft versorgen. Milch hat gesättigte Fettsäuren und, wie O-Saft auch, viele Kalorien und Zucker. Man sollte es daher nicht damit übertreiben, sonst hat man an Gewicht schon zugelegt, bevor der Urlaub überhaupt begonnen hat. (Andreas Grote, 29.3.2017)