Sigi Zimmerschied als Engelbert Erz, Knecht des Allmächtigen.

Foto: Zimmerschied

Wien – Auf die Existenz Gottes zu spekulieren, hat spätestens seit Blaise Pascal einen gewissen rationalen Reiz. In seiner berühmten Gotteswette von 1670 schlägt der Denker vor, man möge sich bei einer garantierten 50:50-Chance, irgendwann dem Allmächtigen zu begegnen, doch zu Lebzeiten sicherheitshalber für die Existenz desselben entscheiden. Pascals Logik: Während der Gläubige schließlich nichts zu verlieren habe, müsse der Ungläubige im Falle eines Irrtums mit Sanktionen rechnen.

Der bayerische Kabarettist Sigi Zimmerschied erspart uns in seinem neuen Soloprogramm Der 7. Tag – Ein Erschöpfungsbericht derlei Gedankenspiele. Denn "erm", daran lässt Zimmerschied keinen Zweifel, gibt es. Er sitzt hinter der Bühne und hat Spaß daran, wenn sein Erfüllungsgehilfe Engelbert Erz (Zimmerschied) die ersten zehn Minuten des Vortrags in völliger Dunkelheit bestreiten muss.

Die Schnapsideen hinter dem Schöpfungsakt

Ein "Es werde Licht" muss der Knecht des Schöpfers Tag für Tag erst kniend erbeten. Auch sonst zeichnet den Gott, Jahwe, Allah oder Shiva ("Er nennt sich ja jeden Tag anders"), von dem Erz berichtet, eine kindliche Lust am Spiel aus. "Allmacht und Primitivität liegen oft nahe beieinander", weiß Erz. Und so erzählt er den Schöpfungsakt, der übrigens im galaktischen Wettstreit mit anderen Machern passiert sei, als Aneinanderkettung von Zufällen, Unfällen und vor allem: Schnapsideen.

Zynische Einfälle wie "Macht euch die Erde Untertan!" oder den "freien Willen" hätte Erz im Clinch mit seinem Chef noch vergeblich versucht zu verhindern. Neuerdings bastle der Witzbold aber gar an einer "populistischen Internationale", nur eine jener Neuentwicklungen, denen sich Erz kritisch aus der höchsten aller Vogelperspektiven widmen kann.

Als großer Metaphoriker und eine Art Biertischvariante von Michael Köhlmeier fasziniert Zimmerschied einmal mehr mit humoristischen Tiefenbohrungen zu den alten Stoffen. Unausgesprochen zeigt er den un(an)greifbaren Überchef und sich selbst als "zweiten Mann" im Burnout auch als Satire auf die Welt der Betriebswirtschaft. Da helfe nur noch Glück, meint Erz. Und wenn Gott spielt, ist vielleicht auch Pascals Wette eine Überlegung wert. (Stefan Weiss, 20.3.2017)