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Papst Franziskus hatte Großmeister Matthew Festing zum Rücktritt aufgefordert. Gleichzeitig soll er jedoch eine Wiederwahl nicht ausgeschlossen haben.

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Mitglieder des Malteserordens beim Großen Staatsrat im Jahr 2008.

Einzige Funktion des Großen Staatsrates ist die Wahl eines neuen Großmeisters oder, bei Nichterreichen der nötigen Mehrheit, die Wahl eines Luogotenente, eines interimistischen Statthalters. Wahlberechtigt sind der Luogotenente, die Mitglieder des Souveränen Rates, der Ordensprälat, die Prioren, die Professbaillis, von den Prioraten delegierte Pofessritter und Vertreter der nationalen Assoziationen des Ordens.

Zuletzt war das Gremium im März 2008 zusammengetreten. Nach dem Tod des 78. Großmeisters Andrew Bertie wurde damals Festing zum neuen Ordenschef gekürt.

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Rom/Wien – Der Malteserorden bereitet sich auf die Abhaltung des Großen Staatsrates am 29. April in Rom vor. Das Zusammentreten des Gremiums am kommenden Samstag war nötig geworden, weil der bisherige Großmeister Matthew Festing nach einem wochenlangen Konflikt in der Regierung des Ordens auf Druck von Papst Franziskus Ende Jänner seinen Rücktritt eingereicht hatte.

Ordenschef Festing hatte im Dezember den Großkanzler Albrecht von Boeselager gefeuert. Dieser beeinspruchte das Vorgehen des Großmeisters und bemühte das Ordensgericht. Der Papst setzte schließlich eine Untersuchungskommission ein und sorgte dafür, dass alle Entscheidungen rückgängig gemacht wurden. Festing musste demissionieren, der Orden wird seither vom Großkomtur, dem Österreicher Ludwig Hoffmann-Rumerstein, interimistisch geleitet. Papst Franziskus setzte Erzbischof Angelo Becciu als seinen Delegaten beim Malteserorden ein und entmachtete so seinen eigenen Botschafter beim Orden, Kardinalpatron Raymond Leo Burke.

Burke gilt als eigentlicher Strippenzieher hinter dem Machtkampf in dem mittelalterlichen Ritterorden. Hoffmann-Rumerstein sagte im Interview mit dem STANDARD, dass es Burke war, der bei einer Sitzung Anfang Dezember Boeselager zum Rücktritt aufgefordert hatte. Burke warf dem Großkomtur daraufhin Verleumdung vor.

Kleiner Kandidatenkreis

Im Gespräch mit dem STANDARD hatte Hoffmann-Rumerstein auch die Dringlichkeit von Reformen im Malteserorden skizziert. Maximal ein Dutzend Personen sei derzeit überhaupt passiv wahlberechtigt, und davon scheide ein großer Teil aus Altergründen aus.

Der zurückgetretene Großmeister Festing hingegen würde theoretisch über das aktive wie auch das passive Wahlrecht verfügen. Zumindest die aktive Teilnahme wird dem Briten jedoch verwehrt bleiben, sofern er sich an sein Gehorsamsgelübde gegenüber dem Heiligen Stuhl hält.

In einem Brief Beccius an Festing wird dieser faktisch vom Treffen des Ordens ausgeladen. Becciu beklagt darin die Desorientierung unter den Ordensmitgliedern, und der Wunsch nach dem "Aufschlagen einer neuen Seite" sei klar ersichtlich. Viele hätten den Wunsch geäußert, Festing möge nicht nach Rom kommen und an den Abstimmungen teilnehmen, da dies Wunden wieder aufreißen würde. Dies würde verhindern, dass das Treffen in Frieden und Harmonie ablaufen könnte. Unter Berufung auf den Papst fordert der Erzbischof Festing auf, nicht am Großen Staatsrat teilzunehmen. Dies sei "ein Akt des Gehorsams", und es sei ein Opfer zugunsten des Malteserordens.

Einem Comeback nicht abgeneigt

Festing hingegen hatte zuvor klargemacht, dass er einem Comeback jedenfalls nicht abgeneigt wäre. Dies geht aus einem Interview mit dem "Catholic Herald" hervor. Festing erklärt, er habe den Papst gefragt, ob er ihm eine hypothetische Frage stellen dürfe. "Er sagte Ja, und ich sagte: 'Hypothetisch, was würde passieren, wenn ich wiedergewählt werde?' Er dachte einen Moment nach und sagte, das würde in Ordnung sein." Festing erklärte weiter, keine Wahlkampagne zu planen. Wenn die Malteser ihn jedoch wiederwählen würden, würde er sich die Zustimmung überlegen müssen.

Wenn Festing dem Großen Staatsrat fernbleibt, verfügt er zwar über kein Stimmrecht, da hierzu eine persönliche Teilnahme Voraussetzung ist. Seine Wiederwahl in Abwesenheit wird jedoch zumindest nicht durch die Verfassung des Malteserordens ausgeschlossen, gilt aber als sehr unwahrscheinlich.

Im Gegensatz zum ausgeladenen Großmeister sollen die übrigen Mitglieder des Malteserordens in aller Welt aktiv an der Reform ihres krisengeplagten katholischen Ritterordens mitarbeiten. Wie das Magazin "The Tablet" berichtete, wurden Ende März die Ritter in einem gemeinsamen Brief Beccius und Hoffmann-Rumersteins aufgefordert, Vorschläge für die "spirituelle und moralische" Erneuerung der mehr als 800 Jahre alten Institution einzuschicken. (Michael Vosatka, 22.4.2017)