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Die Mücke Aedes aegypti überträgt das Zika-Virus.

Foto: AP

War man bereits mit einem Krankheitserreger aus der Gruppe der Flaviviren in Kontakt, kann das die Gefährlichkeit einer Infektion mit dem vor allem in Amerika grassierenden Zika-Virus erhöhen – zumindest bei Mäusen. Das berichtet ein Forschungsteam mit österreichischer Beteiligung im Fachblatt "Science". Ob das auch für den Menschen gilt, sei aber offen, so einer der Forscher.

Der ab dem Jahr 2015 vor allem in Süd- und Mittelamerika größere Ausbruch des Zika-Virus hat die Aufmerksamkeit auf den ursprünglich aus Afrika stammenden Erreger gelenkt. Die drohenden schweren Komplikationen bei einer Erkrankung während der Schwangerschaft wurden in Ländern wie Brasilien zum Problem. Das bisher auffälligste Symptom ist das in einigen Fällen auftretende zu geringe Schädelwachstum (Mikrozephalie) bei Föten von schwangeren Infizierten.

"Das ist der Fall, obwohl das Virus eigentlich nicht besonders pathogen ist. Die meisten Leute, die damit infiziert sind, wissen es nicht einmal, weil sich wenige oder gar keine Symptome zeigen", so der aus Österreich stammende Virologe Florian Krammer von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York. Vor allem in Brasilien sind aber viele Leute auch mit dem Dengue-Virus infiziert. "Das heißt, sie haben eine Immunantwort dagegen entwickelt. Manche auch gegen Gelbfieber oder andere Flaviviren, die dort zirkulieren. Eine Hypothese dazu ist, dass die Zika-Infektionen verstärkt werden, weil sie diese Antikörper tragen", erklärte Krammer den Ausgangspunkt der Untersuchung, an der mit Raffael Nachbagauer und Paul Bunduc noch zwei weitere Österreicher beteiligt waren.

Starke Reaktion

Beim Dengue-Virus ist ein solcher Effekt bekannt: "Wird man zuerst mit Serotyp 1 infiziert, ist das vielleicht gar nicht so schlimm. Folgt danach aber eine Infektion mit Typ 2, 3 oder 4 kommt es manchmal zum hämorrhagischen Dengue-Fieber, an dem man sterben kann", sagte der Virologe. Im Zusammenhang mit Zika sei Ähnliches denkbar.

Mit Blutproben des US-Roten Kreuz von Personen, die Dengue- und West-Nil-Virus-Infektionen hatten – ebenfalls ein Flavivirus, das seit kurzem in den USA auf dem Vormarsch ist -, führten die Wissenschafter eine Reihe an Tests durch. Zuerst zeigte sich, dass diese Proben mit dem von den Zika-Viren produzierten Glykoprotein (E) stark reagierten. Außerdem testeten sie, ob Zellen, die sich normalerweise nur schwer mit Zika infizieren lassen, in der Kombination empfänglicher dafür werden. Vor allem im Tandem mit Antikörpern gegen Dengue entpuppte sich Zika dann auch weit erfolgreicher. "Die Antikörper helfen dem Virus in Zellen hineinzukommen und sich zu replizieren", sagte Krammer.

Für Europa interessant

Lediglich mit Zika infizierte Mäuse zeigten in einer weiteren Versuchsreihe selten beunruhigende Krankheitssymptome. Hatten die Forscher den Tieren jedoch zuvor Antikörper injiziert, stieg die Sterberate in Kombination mit niedrigen Dosen von Dengue-Antikörpern bis auf 79 Prozent an.

Dieser Verstärkungs-Effekt, vor allem in Kombination mit Dengue, könnte auch dafür verantwortlich sein, "warum Zika in Brasilien wirklich zu einem Problem geworden ist", so der Wissenschafter, der gleichzeitig betonte, dass die Ergebnisse von Untersuchungen an Mäusen nur bedingt auf den Menschen umgelegt werden können. Sollte sich die Erkenntnis aber erhärten, sei das auch für jene Regionen in Europa interessant, wo viele Zeckenimpfungen durchgeführt werden. "Der Zeckenimpfstoff ist auch ein verwandtes Flavivirus", sagte Krammer. Ob dieser Zika-Infektionen verstärken kann, wollen die Wissenschafter in weiteren Untersuchungen herausfinden. (APA, 31.3.2017)