Künstlerische Darstellung des Ereignishorizonts um Sagittarius A*.

Illustration: M. Moscibrodzka/T. Bronzwaar/H. Falcke/Radboud University

Bonn – Seit langem arbeiten Astronomen an der Vorbereitung eines ambitionierten Unterfangens: Sie wollen sich erstmals den Ereignishorizont des supermassiven Schwarzen Lochs im Zentrum unserer Milchstraße abbilden. Nun beginnt die Beobachtungskampagne: Ein weltweites Netz von Radioantennen wird das Schwarze Loch Sagittarius A* zwischen 4. und 14. April in den Blick nehmen. Das Event-Horizon-Projekt verbindet Observatorien auf der ganzen Welt zu einem Riesenteleskop, von Europa über Chile und Hawaii bis hin zum Südpol, insgesamt 13 Astronomenteams sind daran beteiligt.

Fotografieren lassen sich Schwarze Löcher nicht: Aufgrund der enormen komprimierten Masse von Schwarzen Löchern entkommen ihnen selbst Lichtteilchen nicht. Allerdings können Photonen, die sich noch knapp diesseits des Ereignishorizonts befinden, registriert werden. Würde dies gelingen, wäre das die detaillierteste Aufnahme dieses Schwerkraftmonsters überhaupt. Das Event Horizon Telescope (EHT) will genau das versuchen.

Gigantisches Observatorium

Sagittarius A* ist rund 26.000 Lichtjahre von der Erde entfernte und umfasst etwa 4,5 Millionen Sonnenmassen. Aufgrund der großen Distanz erscheint das Objekt jedoch unter einem extrem kleinen Winkel. Eine Lösung für dieses Problem bietet die Interferometrie. Das Prinzip dieser Technik: Statt ein riesiges Teleskop zu verwenden, kombinieren die Forscher mehrere Observatorien so, als wären sie kleine Einzelteile einer einzigen gigantischen Antenne.

Auf diese Weise lässt sich ein Teleskop simulieren, das dem Umfang unserer Erde entspricht. Je größer das Teleskop, desto feinere Details lassen sich beobachten, die sogenannte Winkelauflösung nimmt zu. Das EHT-Projekt macht sich nun diese Technik zunutze und wird bei der aktuellen Kampagne bei einer Frequenz von 230 Gigahertz, entsprechend einer Wellenlänge von 1,3 Millimetern, im Interferometrie-Modus beobachten.

Neuzugang 2018

Die maximale Winkelauflösung dieses weltumspannenden Radioteleskops liege bei 26 Mikro-Bogensekunden, wie das am Projekt beteiligte Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn mitteilte. Das entspreche der Breite eines menschlichen Haares, gesehen aus 500 Kilometern Entfernung.

Die Verarbeitung der Daten kann durchaus bis ins nächste Jahr andauern, doch selbst wenn das Vorhaben nicht gelingt, ist das Projekt nicht am Ende: Denn 2018 wird mit Noema in den französischen Alpen ein weiteres Observatorium in das EHT-Projekt einsteigen, hieß es vom Max-Planck-Institut: "Mit seinen zehn hochempfindlichen Antennen wird Noema das leistungsfähigste Teleskop des Verbunds auf der nördlichen Hemisphäre sein." (red, 4.4.2017)